Erschienen in:
20.06.2017 | Hypoglykämie | Konsensuspapiere
Diagnostik und Therapie des Silver-Russell-Syndroms
Zusammenfassung des ersten internationalen Konsensus-Statements
verfasst von:
Dr. M. Elbracht, K. Mohnike, T. Eggermann, G. Binder
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 10/2017
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Zusammenfassung
Das Silver-Russell-Syndrom (SRS) ist ein intrauterines und postnatales Kleinwuchssyndrom und gehört zur Gruppe der Imprinting-Erkrankungen. Diese Erkrankungsgruppe ist durch gleichartige molekulare Veränderungen charakterisiert, die elterlich geprägte Gene/Regionen betreffen („genomic imprinting“). Klinisch umfasst sie heterogene Entitäten, die sich durch Wachstumsstörungen, metabolische Veränderungen und/oder Verhaltensauffälligkeiten/mentale Retardierung auszeichnen. Die Betreuung von SRS-Patienten richtete sich weitestgehend nach der klinischen Betreuung von „Small-for-gestational-age“(SGA)-Neugeborenen, wobei sich Patienten mit SRS von denen mit anderen Ursachen der intrauterinen Wachstumsretardierung unterscheiden. Sie bedürfen aufgrund klinischer Besonderheiten aber auch der besonderen therapeutischen Begleitung, bei der bislang auf keine evidenzbasierten Leitlinien zurückgegriffen werden konnte. Im Rahmen des European Network for Human Congenital Imprinting Disorders wurden nun erstmals internationale Konsensusleitlinien für die Diagnosestellung und die klinische Begleitung von SRS-Patienten erstellt: Das SRS ist in erster Linie eine klinische Diagnose, in einem zunehmenden Anteil ist aber eine molekulargenetische Diagnosebestätigung mit Unterteilung in molekulare Untergruppen und damit auch (mit Einschränkungen) eine (Epi‑)Genotyp-Phänotyp-Korrelation möglich. Die medizinische Begleitung von SRS-Patienten erfolgt multidisziplinär und umfasst v. a. die Überwachung und die Behandlung des Wachstums, der häufig schwerwiegenden Ernährungsproblematik in den ersten Lebensjahren, der gastrointestinalen Probleme, des Hypoglykämierisikos, der Körperasymmetrie, der Gefahr der Skolioseentwicklung, der motorischen und der sprachlichen Entwicklung sowie der möglichen psychologischen Probleme. Hierbei ist auch von Bedeutung, eine zu schnelle Gewichts- und Größenzunahme zu verhindern, um die Risiken eines späteren Übergewichts, einer vorzeitigen Pubertätsentwicklung und einer Insulinresistenz zu minimieren. Zentrale Bestandteile der Behandlung sind die Wachstumshormontherapie und ggf. die Gabe von Gonadotropin-Releasing-Hormon-Analoga.
Langzeitstudien sollen in Zukunft zeigen, wie die Situation von erwachsenen Patienten mit SRS durch die verbesserte therapeutische Begleitung im Kindesalter fortwirkt.