Erschienen in:
02.12.2016 | Spondylitis ankylosans | Leitthema
Frakturen der Halswirbelsäule bei Spondylitis ankylosans
verfasst von:
Dr. A. Pingel, M. Scholz, F. Kandziora
Erschienen in:
Trauma und Berufskrankheit
|
Ausgabe 4/2016
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Auch niederenergetische Traumen können zu gravierenden Frakturen der ankylosierten Wirbelsäule führen. Patienten mit Spondylitis ankylosans (AS), die ein Wirbelsäulentrauma erleiden, haben ein größeres Risiko, neurologische Ausfallsymptome zu entwickeln. Diese können auch mit einer Verzögerung von einigen Tagen auftreten. Neu aufgetretene Rückenschmerzen bei einem Bechterew-Patienten auch ohne erinnerliches Trauma sind bis zum Beweis des Gegenteils als Fraktur zu werten. Dies unterstreicht die Wichtigkeit einer genauen klinischen und radiologischen Untersuchung, die engmaschig wiederholt werden sollte, insbesondere dann, wenn der Patient über undefinierbare Schmerzen klagt oder neurologische Symptome bestehen. Einfache Röntgenuntersuchungen der Wirbelsäule reichen besonders in den Junktionszonen in der Regel nicht aus, um eine Fraktur auszuschließen. Eine CT sollte in jedem Fall erfolgen, im Zweifel auch eine MRT in der fettunterdrückten STIR-Wichtung. Die operative Versorgung von Bechterew-Verletzungen ist das sicherste und effektivste Verfahren der Behandlung. Die unmittelbare Stabilisierung der Frakturzone ermöglicht eine Frühmobilisation, wodurch das Risiko immobilitätsbedingter Komplikationen vermieden werden kann. Daneben kann hierdurch effektiv der neurologische Status verbessert werden. Dennoch ist die chirurgische Versorgung von Frakturen der Halswirbelsäule bei AS sehr herausfordernd. Das Operationsverfahren der ersten Wahl ist die langstreckige dorsale Spondylodese. Aufgrund der kyphotischen Deformierungen und der pulmonalen und kardialen Begleitrisiken ist die primäre ventrale Versorgung in der Regel nicht sinnvoll. Bei entsprechend langstreckiger dorsaler Fusion ist die sekundäre ventrale Versorgung meist nicht erforderlich.