Erschienen in:
01.08.2011 | Originalien
Früherkennung der Hüftdysplasie
Ist das zweigeteilte Risikoscreening effektiv?
verfasst von:
Dr. T. Seidl, J. Lohmaier, H.-H. Trouillier
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
|
Ausgabe 8/2011
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Die Hüftsonographie ist der klinischen Untersuchung bei der Früherkennung der Hüftdysplasie weit überlegen. Es ist jedoch nicht bekannt, welche Art des Ultraschallscreenings die sinnvollste ist.
Material und Methoden
Die zwischen 01/06 und 06/09 in der ersten Lebenswoche erhobenen Hüftsonographiebefunde wurden hinsichtlich Sensitivität und Spezifität der Risikofaktoren positive Familienanamnese, Beckenendlage und Fruchtwassermangel retrospektiv ausgewertet. Die Ultraschalluntersuchung und die Befundklassifikation erfolgten nach Graf.
Ergebnisse
Über den genannten Zeitraum von 42 Monaten wurden 5100 Neugeborenenhüften untersucht. Der Typ I nach Graf kam bei 4290 Neugeborenenhüften (in 881 Fällen trotz Vorliegen von Risikofaktoren) vor, seine Prävalenz beträgt damit 84,1%. Der Typ IIa nach Graf wurde bei 736 Neugeborenenhüften (in 221 Fällen trotz Vorliegen von Risikofaktoren) gefunden, dies entspricht einer Prävalenz von 14,4%. Der Typ IIc stabil/instabil nach Graf wurde bei 16 Hüften diagnostiziert, wobei 13 klinisch und anamnestisch stumm waren, seine Prävalenz beträgt 0,3%. Dem Typ D nach Graf zugeordnet werden mussten 37 Hüften, 18 ohne klinisch auffälligen Befund oder Vorliegen von Risikofaktoren (Prävalenz 0,7%). Der Typ III nach Graf kam bei 20 Hüften, 8 davon klinisch und anamnestisch unauffällig, vor. Seine Prävalenz belief sich damit auf 0,4%. Eine klinisch und anamnestisch unauffällige Hüfte musste dem Typ IV nach Graf zugeordnet werden, seine Prävalenz betrug folglich 0,02%. Die Spezifität der anamnestisch erhobenen Risikofaktoren zur Früherkennung der Hüftdysplasie liegt somit bei 78,1%, die Sensitivität bei 48,6%.
Schlussfolgerung
78,1% der gesunden Hüften wären im zweigeteilten Risikoscreening korrekterweise erstmals bei der U3 untersucht worden. Nur 48,6% der pathologischen Hüften wären bereits in der ersten Lebenswoche erkannt worden. Damit hätte nicht einmal bei der Hälfte der pathologischen Hüften ein frühzeitiger Therapiebeginn erfolgen können. Demzufolge sollte bei allen Neugeborenen unabhängig vom klinischen oder anamnestischen Befund eine Hüftultraschalluntersuchung im Rahmen der U2 angestrebt werden.