Erschienen in:
10.05.2017 | Tranexamsäure | Originalien
Gerinnungstherapie der peripartalen Hämorrhagie
Deutschlandweite Umfrage
verfasst von:
Dr. med. L. Kaufner, MSc., K. Ghantus, A. Henkelmann, U. Friedrichs, K. Weizsäcker, A. Schiemann, C. von Heymann
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 7/2017
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Für eine evidenzbasierte Gerinnungstherapie der peripartalen Hämorrhagie (PPH, Blutverlust >500 ml) müssen strukturelle Voraussetzungen unabhängig von der peripartalen Versorgungsstufe (VS) des Krankenhauses erfüllt sein. Ziel dieser Umfrage war eine Bestandsaufnahme der Gerinnungstherapie der PPH unter besonderer Berücksichtigung der VS.
Material und Methoden
In einer Umfrage wurden 533 anästhesiologische Kliniken, die eine geburtsmedizinische Einrichtung versorgen, zu den strukturellen Voraussetzungen und der hämostaseologischen Therapie einer PPH befragt.
Ergebnisse
Aus allen VS konnten 156 Fragebogen (29 %) ausgewertet werden. Peripartale Hämorrhagien kommen in allen VS vor; ihre Inzidenz steigt mit der VS an (VS 1 <5 PPH/Jahr; VS 3 >30 PPH/Jahr). Unabhängig von der VS beträgt der Anteil transfusionspflichtiger PPH <25 %. Eine erweiterte Gerinnungsanamnese (35 %, alle VS), eine spezielle Gerinnungsanalytik (29 %, alle VS) und eine viskoelastische Analytik (42 %, v. a. in VS 3) sind eingeschränkt verfügbar. Der Blutverlust (BV) wird geschätzt (99 %, alle VS) anstatt gemessen. Die Gaben von Tranexamsäure (>80 %, alle VS) und Fibrinogen (>60 % alle VS) ist Therapie der 1. Wahl. Gerinnungsaktives Frischplasma (GFP) ist in 30 % der VS 1/2a 1. Wahl, in den Häusern der VS 2b/3 2. Wahl (>30 %). In 57–69 % (alle VS) erfolgt die Transfusion ab einem Hämoglobin(Hb)-Gehalt von 5–7 g/dl. In der VS 3 geben 15–29 % der Häuser an, ihre Transfusionsentscheidung nicht ausschließlich vom Hb abhängig zu machen.
Schlussfolgerung
Die Voraussetzungen für eine evidenzbasierte Gerinnungstherapie der PPH sind in den meisten Kliniken in Deutschland unabhängig der VS vorhanden. Abweichungen von aktuellen Leitlinienempfehlungen (z. B. Messen des BV, differenzierte Gerinnungsanamnese) betreffen alle VS.