Erschienen in:
18.10.2017 | Kardiopulmonale Reanimation | Originalien
Kenntnisstand der Bevölkerung über Leitsymptome kardiovaskulärer Notfälle und Zuständigkeit und Erreichbarkeit von Notrufeinrichtungen
Ergebnisse der KZEN-Studie in der Westpfalz
verfasst von:
Dr. T. Luiz, S. Dittrich, G. Pollach, C. Madler
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 11/2017
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
In der Westpfalz besteht eine überdurchschnittlich hohe kardiovaskuläre Sterblichkeit. Die Studie sollte klären, ob Wissensdefizite der Bevölkerung bezüglich der Symptome kardiovaskulärer Notfälle oder zu Erreichbarkeit und Zuständigkeit medizinischer Einrichtungen bei Notfällen bestehen. Diese Faktoren sind entscheidend für die zeitgerechte Initiierung kausaler Therapieansätze.
Methode
In einer repräsentativen Stichprobe wurden 1126 Personen in standardisierten Telefoninterviews zu Notrufnummern, Symptomen des Herzinfarkts und des Schlaganfalls, zu unterschiedlichen Zuständigkeiten des Notarztes und des ärztlichen Bereitschaftsdienstes (ÄBD) sowie zu ihrem fiktiven Verhalten in medizinischen Notfällen befragt.
Ergebnisse
Die medizinische Notrufnummer 112 war nur 29,5 % der Befragten bekannt. Personen, die diese Nummer kannten, hatten vor 10 Jahren (Median) einen Erste-Hilfe(EH)-Kurs absolviert, diejenigen, denen diese Nummer unbekannt war, vor 15 Jahren (p < 0,01). Die Rufnummer 116117 des ÄBD war nur 2 % der Befragten bekannt, die Zuständigkeiten von ÄBD und Notarzt 20,2 %. Kein Leitsymptom eines Herzinfarkts kannten 20,5 % der Teilnehmer, kein Leitsymptom eines Schlaganfalls 31,4 %. In simulierten Fallbeispielen würden 96,8 % der Befragten bei einem Kreislaufstillstand den Rettungsdienst alarmieren, beim Myokardinfarkt wären es 81,8 % und beim Schlaganfall 76,8 % (p < 0,01).
Schlussfolgerung
Großen Teilen der Bevölkerung sind Notrufnummern und die Zuständigkeiten bei Notfällen unbekannt. Zudem würde ein erheblicher Teil der Befragten einen Schlaganfall bzw. einen Herzinfarkt nicht erkennen. Der Zusammenhang dieser Defizite mit dem Abstand zum letzten EH-Kurs sollte Anlass sein, die Bevölkerung und insbesondere Risikopatienten und deren Angehörige zum wiederholten Besuch solcher Kurse zu motivieren. Zudem bestätigen die Ergebnisse die Forderung nach einer einheitlichen telefonischen Anlaufstelle für medizinische Hilfeersuchen.