Erschienen in:
05.08.2017 | Exogen allergische Alveolitis | Leitlinie
Kurzfassung der AWMF-Leitlinie medizinisch klinische Diagnostik bei Schimmelpilzexposition in Innenräumen
S2k-Leitlinie der Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizin (GHUP) in Zusammenarbeit mit dem Ärzteverband Deutscher Allergologen (AeDA), der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI), der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM), der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft (DMykG), der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA), der Bundesarbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Pneumologie (BAPP) und der Österreichischen Gesellschaft für Medizinische Mykologie (ÖGMM)
verfasst von:
Prof. Dr. Gerhard A. Wiesmüller, Birger Heinzow, Ute Aurbach, Karl-Christian Bergmann, Albrecht Bufe, Walter Buzina, Oliver A. Cornely, Steffen Engelhart, Guido Fischer, Thomas Gabrio, Werner Heinz, Caroline E. W. Herr, Jörg Kleine-Tebbe, Ludger Klimek, Martin Köberle, Herbert Lichtnecker, Thomas Lob-Corzilius, Rolf Merget, Norbert Mülleneisen, Dennis Nowak, Uta Rabe, Monika Raulf, Hans Peter Seidl, Jens-Oliver Steiß, Regine Szewzyk, Peter Thomas, Kerttu Valtanen, Julia Hurrass
Erschienen in:
Allergo Journal
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Ausgabe 5/2017
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Zusammenfassung
Die von der Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizin (GHUP) federführend erstellte Leitlinie „Medizinisch klinische Diagnostik bei Schimmelpilzexposition in Innenräumen“ ist Gegenstand des vorliegenden Abschnitts. Schimmelpilzwachstum im Innenraum ist als ein potenzielles Gesundheitsrisiko zu betrachten, auch ohne dass ein quantitativer und/oder kausaler Zusammenhang zwischen dem Vorkommen einzelner Arten und Gesundheitsbeschwerden gesichert werden kann. Abgesehen von der Allergischen Bronchopulmonalen Aspergillose (ABPA) und den durch Schimmelpilze kausal verursachten Mykosen, liegen lediglich ausreichende Evidenzen für folgende Assoziationen von Feuchte-/Schimmelpilzschäden und unterschiedlichen Gesundheitseffekten vor: allergische Atemwegserkrankungen, Asthma (Manifestation, Progression, Exazerbation), allergische Rhinitis, Exogen Allergische Alveolitis, Begünstigung von Atemwegsinfekten/Bronchitis. Dabei ist das sensibilisierende Potenzial von Schimmelpilzen im Vergleich zu anderen Umweltallergenen deutlich geringer einzuschätzen. Aktuelle Studien zeigen europaweit eine vergleichsweise geringe Sensibilisierungsprävalenz von 3–10 % gemessen an der Gesamtbevölkerung. Eingeschränkte oder vermutete Evidenz für eine Assoziation liegt vor hinsichtlich „mucous membrane irritation“ und Atopischen Ekzems (Manifestation, Progression, Exazerbation). Inadäquate oder unzureichende Evidenz für eine Assoziation liegt vor für COPD, akute idiopathische pulmonale Hämorrhagie bei Kindern, Rheuma/Arthritis, Sarkoidose und Krebserkrankungen. Das Infektionsrisiko von den in Innenräumen regelmäßig vorkommenden Schimmelpilzarten ist für gesunde Personen gering, die meisten Arten sind in die Risikogruppe 1 und wenige in 2 (Aspergillus fumigatus, A. flavus) der Biostoffverordnung eingestuft. Nur Schimmelpilze, die potenziell in der Lage sind, Toxine zu bilden, kommen als Auslöser einer Intoxikation in Betracht. Ob im Einzelfall eine Toxinbildung im Innenraum stattfindet, entscheiden die Umgebungs- und Wachstumsbedingungen und hier vor allem das Substrat. Von Geruchswirkungen und/oder Befindlichkeitsstörungen kann bei Feuchte-/Schimmelpilzschäden im Innenraum grundsätzlich jeder betroffen sein. Hierbei handelt es sich nicht um eine Gesundheitsgefährdung. Prädisponierende Faktoren für Geruchswirkungen können genetische und hormonelle Einflüsse, Prägung, Kontext und Adaptationseffekte sein. Prädisponierende Faktoren für Befindlichkeitsstörungen können Umweltbesorgnisse, -ängste, -konditionierungen und -attributionen sowie eine Vielzahl von Erkrankungen sein. Besonders zu schützende Risikogruppen bezüglich eines Infektionsrisikos sind Personen unter Immunsuppression nach der Einteilung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) und Personen mit Mukoviszidose (Zystischer Fibrose), bezüglich eines allergischen Risikos Personen mit Mukoviszidose (Zystischer Fibrose) und Personen mit Asthma bronchiale. Die rationale Diagnostik beinhaltet die Anamnese, eine körperliche Untersuchung, eine konventionelle Allergiediagnostik einschließlich gegebenenfalls Provokationstests, vereinzelt sind auch zelluläre Testsysteme indiziert. Zum Vorgehen bei Schimmelpilzinfektionen wird auf die angemeldete AWMF-Leitlinie Diagnose und Therapie invasiver Aspergillus-Infektionen verwiesen. Hinsichtlich Mykotoxine existieren zurzeit keine brauchbaren und validierten Testverfahren, die in der klinischen Diagnostik eingesetzt werden könnten. Präventivmedizinisch ist wichtig, dass Schimmelpilzbefall in relevantem Ausmaß aus Vorsorgegründen nicht toleriert werden darf. Zur Beurteilung des Schadensausmaßes und zum Vorgehen wird auf den „Schimmelpilzleitfaden“ des Umweltbundesamtes verwiesen.