Erschienen in:
26.10.2016 | Herzinfarkt | Stand der Wissenschaft
Myokardiales Tissue-Engineering
Von der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung
verfasst von:
Prof. Dr. U. Martin, A. Haverich
Erschienen in:
Zeitschrift für Herz-,Thorax- und Gefäßchirurgie
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Ausgabe 3/2017
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Zusammenfassung
Die Ergebnisse adulter Stammzelltherapien am Herzen waren in der Summe ernüchternd. Über parakrine Effekte lassen sich nur sehr begrenzte Funktionsverbesserungen nach Myokardinfarkt erzielen, und eine substanzielle Bildung neuen Herzmuskels konnte nicht nachgewiesen werden. Interessant erscheint unterdessen die Möglichkeit, Bindegewebszellen des Herzens und einer Infarktnarbe direkt zu Kardiomyozyten umzuprogrammieren. Aufgrund nichtabschätzbarer Sicherheitsrisiken und der bisher sehr geringen Effizienz liegt die klinische Umsetzung allerdings bestenfalls noch in weiter Ferne. Große Fortschritte wurden im Gegensatz dazu bereits auf dem Gebiet der seit 2007 verfügbaren induzierten pluripotenten Stamm(iPS)-Zellen erzielt. Neuartige Differenzierungstechnologien erlauben damit nun erstmals die Herstellung der für eine klinische Zelltherapie notwendigen sehr großen Mengen an Herzmuskelzellen. Ob sich allerdings mit der Injektion solcher Zellen in das geschädigte Herz substanzielle Funktionsverbesserungen erzielen lassen, oder ob z. B. eine bereits existierende Infarktnarbe diese unmöglich macht, wird sich erst in den kommenden Jahren in geeigneten präklinischen Großtiermodellen zeigen. Auch gilt es, Risiken iPS-Zellen-basierter Therapien am Herzen, einschließlich Tumorbildung und transplantatinduzierter Arrhythmien, auszuschließen. Nach derzeitigem Stand der Forschung sind erste Phase-I-Studien zu iPS-Zellen-basierten kardialen Therapien durchaus für die kommenden 5 Jahre zu erwarten. Möglicherweise ist jedoch letztendlich der technisch schwierigere komplette Ersatz der Infarktnarbe durch vaskularisierten Herzmuskel, der über das Tissue-Engineering hergestellt wurde, die vielversprechendere Methode.