Erschienen in:
01.12.2003 | Zum Thema
Psychobiologische Faktoren von Schwangerschaft und Geburt
verfasst von:
Prof. Dr. rer. nat. U. Ehlert, S. Sieber, G. Hebisch
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 12/2003
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Zusammenfassung
Für die meisten Frauen sind Schwangerschaft und Geburt besondere Lebensereignisse. In einigen Fällen treten im Verlauf der Schwangerschaft jedoch Komplikationen wie vorzeitige Wehentätigkeit und Spätgestosen auf. Die ätiologischen Faktoren solcher Komplikationen sind bei bis zu 50% der Fälle ungeklärt. In der aktuellen Literatur gibt es zahlreiche Hinweise auf eine Mitbeteiligung von Stress an der Entstehung der genannten Pathologien. Psychosozialer Stress scheint insbesondere über das sympathikoadrenomedulläre System und die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Plazenta-Achse pathologiefördernd zu sein. Eine Reihe von Studien belegen die Interaktion zwischen Stresserleben, psychischem Befinden wie schwangerschaftsbezogener Angst und Dysregulationen der genannten endokrinen Systeme bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen. Darüber hinaus scheint die Entstehung psychiatrischer Störungen post partum aufgrund von negativen Geburtserlebnissen (z. B. sekundäre Sectio) von Faktoren wie Angstsymptomen oder depressiver Gestimmtheit während der Schwangerschaft beeinflusst zu werden. Aus diesen Gründen ist es wichtig, das mögliche Vorliegen schwangerschaftsbezogener Ängste und ungünstiger Lebensbedingungen bereits zu Beginn der Schwangerschaftsbetreuung zu explorieren. Bei deutlich ausgeprägten Problemen ist eine psychotherapeutische Mitbehandlung indiziert.