Erschienen in:
18.08.2016 | Cochlea Implantat | Originalien
Sprecherunterscheidung mit Cochleaimplantaten
verfasst von:
Priv.-Doz. Dr. rer. nat. R. Mühler, M. Ziese, J. L. Verhey
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 3/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Unterscheidung einzelner Personen anhand ihrer Stimme ist eine für die soziale Kommunikation von Patienten mit Cochleaimplantat (CI) wichtige Kompetenz, die in der Literatur bisher wenig beachtet wurde.
Methodik
Aus dem Sprachmaterial des Oldenburger Logatomkorpus (OLLO) wurden 15 weibliche und 15 männliche Sprecher so ausgewählt, dass sich die mittleren Stimmgrundfrequenzen der Sprecher der beiden Gruppen nicht überlappen. Für diese 30 Sprecher wurden 120 Logatompaare zusammengestellt, von denen die Hälfte vom gleichen Sprecher und die andere Hälfte von verschiedenen Sprechern gesprochen wurde. 13 postlingual ertaubte CI-Träger und 13 normalhörende Probanden hatten die Aufgabe, in einem Gleich-ungleich-Paradigma zu entscheiden, ob das Paar unterschiedlicher Logatome von dem gleichen oder verschiedenen Sprechern gesprochen wurde.
Ergebnisse
Die mittlere Unterscheidungsrate für CI-Träger betrug 74,6 %, für Normalhörende 89,6 %. Sprecherpaare unterschiedlichen Geschlechts wurden sowohl von CI-Trägern als auch von Normalhörenden signifikant besser erkannt als Sprecherpaare gleichen Geschlechts.
Schlussfolgerungen
Das Sprachmaterial des OLLO kann als Basis zur Entwicklung eines Tests mit einem einfachen Gleich-ungleich-Paradigma genutzt werden, der die Fähigkeiten von CI-Trägern zur Sprecherunterscheidung untersucht. Die hier getroffene Auswahl der Sprecher anhand ihrer Stimmgrundfrequenz führt zu Unterscheidungsraten für CI-Träger über dem Rateniveau und für Normalhörende unterhalb der Sättigung. Damit ermöglicht sie eine quantitative Abschätzung des Wahrnehmungsunterschieds zwischen den beiden Versuchspersonengruppen.