Erschienen in:
01.12.2015 | Originalien
Tonsillektomie bei Erwachsenen
Kein Einfluss der stationären Aufenthaltsdauer auf die Nachblutungshäufigkeit
verfasst von:
Dr. A. Coordes, J. Soudry, V. M. Hofmann, M. Lenarz
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 12/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
In Deutschland werden Tonsillektomien (TE) traditionell im Rahmen eines stationären Aufenthalts durchgeführt. Sozioökonomische Veränderungen im Gesundheitssystem führen zu kürzeren Verweildauern.
Ziel der Arbeit
Ziel der Studie war zu untersuchen, ob eine Verkürzung des stationären Aufenthalts auf 2 Tage zu erhöhter postoperativer Nachblutung nach TE führt. Zudem haben die Autoren Faktoren untersucht, die die Hospitalisationsdauer beeinflussen.
Material und Methoden
Die relevanten Daten aller Patienten ≥ 14 Jahren, die zwischen 2011 und 2013 eine TE in der HNO-Klinik der Charité - Universitätsmedizin Berlin am Campus Benjamin Franklin erhalten haben, wurden anonymisiert erfasst. Es wurden Risikofaktoren für die TE-Nachblutung analysiert. Verglichen wurden zudem die Patienten mit einer Liegedauer von 2 Tagen (seit 2013) mit den Patienten mit ≥ 3 Tagen stationärer Verweildauer sowie der Einfluss verschiedener Faktoren auf die stationäre Verweildauer.
Ergebnisse
Im Untersuchungszeitraum 2011–2013 wurden insgesamt 376 Patienten erfasst und 213 Patienten bei der Auswertung berücksichtigt. Das mediane Patientenalter betrug 26 Jahre (Spanne: 14–73 Jahre). Die Rate früher Nachblutungen (≤ 24 h nach TE) betrug 2 % und die Rate später Nachblutungen (> 24 h nach TE) betrug 24 %. Operativ-chirurgisch wurden 7 % aller Nachblutungen versorgt. Das männliche Geschlecht war mit einer signifikant höheren Nachblutungsrate assoziiert. Eine Verkürzung der poststationären Überwachung auf 2 Tage hatte keinen Einfluss auf die Nachblutungshäufigkeit.
Diskussion
Die Dauer der stationären Überwachung nach TE sollte nicht nur an der Nachblutungsrate, sondern auch an Patientenkomfort und -sicherheit festgemacht werden. Eine Verkürzung der postoperativen Überwachung auf 2 Tage zeigte keinen Einfluss auf die Nachblutungshäufigkeit nach TE und kann für Erwachsene, die nicht allein und in überschaubarer Entfernung zu einer Klinik leben, in Betracht kommen.