Spritze oder Tablette? Wie hoch dosieren und wie lange behandeln? In der Therapie des Vitamin-B12-Mangels wurden in den letzten Jahren durch die Möglichkeit der hochdosierten oralen Therapie deutliche Fortschritte erzielt. Davon profitieren auch Patienten mit Resorptionsstörungen.
Eine Unterversorgung mit Vitamin B12 tritt nicht nur bei Veganern und Vegetariern auf, sondern auch als Folge von Resorptionsstörungen, etwa bedingt durch gastrointestinale Erkrankungen, Mangel an Intrinsic Factor oder die Einnahme von Medikamenten wie Metformin oder Protonenpumpenhemmern. Die Prävalenz des Vitamin-B12-Defizits nimmt mit fortschreitendem Alter zu, was unter anderem daran liegt, dass ältere Menschen häufiger Resorptionsstörungen aufweisen [1,2]. Bleibt der Mangel unbehandelt, können sich gravierende hämatologische, neurologische und neuropsychiatrische Folgen entwickeln. Deshalb ist eine frühzeitige Behandlung so wichtig.
Oral oder parenteral?
Für die Behandlung eines Vitamin-B12-Defizits stehen Präparate in verschiedenen Darreichungsformen zur Verfügung. Eine initiale parenteral Therapie ist bei einem schweren Mangel mit neurologischen Symptomen indiziert. Ansonsten hat sich – entgegen früherer Annahme – eine orale Supplementierung von Vitamin B12 auch bei Risikogruppen mit gestörter Resorption als wirksam erwiesen, wenn ausreichend hoch dosiert wird.
Aktuelle Studien: oral ist wirksam und patientenfreundlich
So ergab eine Studienanalyse, dass ein Mangel bei über 65-Jährigen durch orale Verabreichung von 1.000 µg Vitamin B12 erfolgreich ausgeglichen werden kann. Vorteile der oralen Therapie sind den Autoren des Reviews zufolge, dass Beschwerden und Unannehmlichkeiten, die bei Injektionen auftreten können, vermieden werden können [3].
In einer aktuellen Studie wurden 283 Patienten mit Vitamin-B12-Mangel (Alter: ≥ 65 Jahre) nach dem Zufallsprinzip entweder mit oral (flüssiger Inhalt einer Ampulle) oder mit intramuskulär verabreichtem Vitamin B12 behandelt. In den ersten 8 Wochen erhielten die oral behandelten Patienten täglich 1.000 µg Vitamin B12 pro Tag. Die i.m.-Applikation der gleichen Dosis erfolgte in den ersten beiden Wochen jeden zweiten Tag und in den Wochen 3-8 einmal wöchentlich. Nach diesem Zeitraum hatten über 90% der Patienten aus beiden Behandlungsarmen normale Vitamin-B12-Spiegel im Serum erreicht. Die orale Therapie erwies sich somit nach dem ersten Follow-Up als ebenso wirksam wie die parenterale Therapie. Zudem bevorzugten über 83% der Patienten die orale Darreichungsform [4]. Schon in früheren Studien zeigte sich, dass die Mehrheit der Patienten die orale Behandlung präferiert [5,6]. Zudem ermöglicht die hochdosierte orale Therapie auch bei Patienten mit Kontraindikationen gegen eine parenterale Therapie (z. B. Antikoagulation) einen effektiven Ausgleich eines Vitamin-B12-Defizits [2,5].
Selbst nach Gastrektomie ist oral effektiv
Auch Patienten mit Vitamin-B12-Mangel aufgrund von gastrointestinalen Erkrankungen können von der hochdosierten oralen Therapie profitieren, wie eine weitere Studienanalyse belegt [7]. Selbst nach totaler Gastrektomie – also bei vollständigem Fehlen von Intrinsic Factor – erwies sich die orale Supplementierung von Vitamin B12 in einer Dosierung von 1.000 µg täglich bei den Studienteilnehmern als effektiv [8]. Lesen Sie hier ein Fallbeispiel.
Welche Dosis und Dauer der Therapie?
Generell richtet sich die Dauer, Darreichungsform und Dosierung der Therapie nach der Schwere und Ursache des Mangels. Oftmals ist eine Vitamin-B12-Substitution lebenslang erforderlich, etwa bei Mangel an Intrinsic Factor [2].
Voraussetzung für eine ausreichende Wirkung der oralen Gabe ist, dass eine Dosierung von mehr als 600 µg zum Einsatz kommt [9]. Warum eine hohe Dosierung erforderlich ist, wird bei Betrachtung der Resorptionsmechanismen deutlich: Neben der aktiven Resorption kann das Vitamin auch passiv durch Diffusion über die Darmmukosa aufgenommen werden. Dabei gelangt ein Teil unabhängig vom Intrinsic Factor ins Blut und umgeht so mögliche Resorptionsstörungen. Bei Gabe von 1.000 µg Vitamin B12 wird auf diese Weise eine ausreichende Menge aufgenommen, um einen Mangel effektiv auszugleichen.
Video: So gelangt Vitamin B12 in therapeutisch wirksamen Konzentrationen ins Blut
Informieren Sie sich in 1,5 Minuten über die aktive und passive Absorption von Vitamin B12. Hier wird deutlich, warum die aktive Resorption störanfällig ist und der passive Aufnahmeweg zu therapeutisch wirksamen Spiegeln führen kann, wenn Vitamin B12 in ausreichend hohen Konzentrationen im Darm anflutet.
Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel?
Wichtig ist zudem, bei einem Mangel ein Vitamin-B12-Arzneimittel anzuwenden, da nur diese für die Therapie zugelassen und im Hinblick auf Wirksamkeit, Qualität und Unbedenklichkeit geprüft sind. Nahrungsergänzungsmittel zählen hingegen zu den Lebensmitteln, die lediglich zum Erhalt der normalen Körperfunktionen beitragen und keinen strengen Qualitätskontrollen unterliegen. Diese können in niedrigeren Dosierungen beispielsweise für Veganer und Vegetarier (ohne Mangel) sinnvoll sein, um die Nahrung zu ergänzen, sie sind aber nicht zur Therapie eines Mangels geeignet.
Welches Cobalamin?
Welche Form des Cobalamins oral zugeführt wird, ist hingegen für die Wirksamkeit nicht relevant: Alle Varianten durchlaufen intrazellulär die gleichen Prozesse und werden in Methyl- oder Adenosyl-Cobalamin umgewandelt. Die Gabe von Methyl-Cobalamin hat daher keine Vorteile gegenüber dem pharmakologisch stabileren und am besten untersuchten Cyano-Cobalamin [10].
Das einzige hochdosierte orale Vitamin-B12-Arzneimittel mit 1.000 µg Vitamin B12 pro Tablette ist B12 Ankermann® | |
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