Erschienen in:
29.01.2021 | Sprunggelenkfraktur | Leitthema
Nachbehandlung von operativ versorgten Sprunggelenkfrakturen
Was ist der aktuelle Wissensstand?
verfasst von:
K. Rellensmann, S. F. Baumbach, W. Böcker, Prof. Dr. H. Polzer
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 3/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Sprunggelenkfrakturen gehören zu den häufigsten Frakturen im Erwachsenenalter, die Langzeitergebnisse sind aber nicht selten unbefriedigend. In den letzten Jahren wurden einige neue operative Therapieansätze entwickelt, wenig geändert hat sich allerdings an der Nachbehandlung. Die Nachbehandlung lässt sich in 2 Hauptkomponenten unterteilen: Belastung und Mobilisation. In Deutschland wird den meisten Patienten nach wie vor eine Immobilisierung mit Teilbelastung für 6 Wochen nach der Operation empfohlen.
Ziel der Arbeit
Basierend auf einer ausführlichen Literaturrecherche sollte die aktuelle Evidenz zur Nachbehandlung dargestellt werden.
Material und Methoden
Sieben prospektive randomisierte kontrollierte Studien (RCT) verglichen die frühzeitige mit der verzögerten Vollbelastung. Sechs RCT verglichen die Mobilisation des Sprunggelenks mit einer Form der Immobilisation.
Ergebnisse
In keiner der 7 Studien führte die frühzeitige Vollbelastung zu einer erhöhten Komplikationsrate, teilweise aber zu einer Verkürzung der Arbeitsunfähigkeit und, zumindest im kurzfristigen Verlauf, zu besseren klinischen Ergebnissen. Die sofortige Mobilisation führte nur in einer von 6 Studien zu einer erhöhten Komplikationsrate. Auch schien die Mobilisation mit einer Verkürzung der Arbeitsunfähigkeit und, im kurzfristigen Verlauf, besseren klinischen Ergebnissen einherzugehen. Einschränkend war die Vergleichbarkeit der Studien begrenzt, da meist unterschiedliche klinische Scores und Parameter erhoben wurden. Außerdem waren die Angaben zu Patientenalter, Frakturtyp, Knochenqualität, Komorbiditäten und den verwendeten Implantaten häufig unzureichend. Des Weiteren unterschieden sich die Nachbehandlungsschemata teils erheblich.
Schlussfolgerung
Die frühzeitige funktionelle Therapie nach operativ versorgter Sprunggelenkfraktur erhöhte nur in einer von 13 Studien die Rate an Wundheilungsstörungen, sonst zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bezogen auf die Komplikationsrate. Die frühzeitige funktionelle Therapie verkürzte aber teils die Arbeitsunfähigkeit und führte, im kurzfristigen Verlauf, zu besseren klinischen Ergebnissen. Für zukünftige Studien ist eine standardisierte Erhebung der Zielparameter wichtig, um klare evidenzbasierte Leitlinien zur Nachbehandlung für die spezifischen Frakturen bzw. Patientenkollektive festlegen zu können.