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06.02.2017 | ST-Hebungsinfarkt | Nachrichten

Schlechtere Prognose

Bioresorbierbarer Stent auch langfristig eher ungünstig

verfasst von: Thomas Müller

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Offenbar ist es von Vorteil, wenn ein Stent dauerhaft im Gefäß verbleibt. Wird die Gefäßstütze mit der Zeit abgebaut, scheint die Gefahr für erneute Gefäßverschlüsse sowie Herzinfarkte und Todesfälle zu steigen.

Von biologisch abbaubaren Stents aus Polylaktat haben sich viele Ärzte eigentlich eine bessere Prognose als mit den üblichen Gefäßstützen aus Metall versprochen. Wenn die Stents nach einiger Zeit verschwunden sind, sollten sich Vasomotorik und andere Gefäßeigenschaften wieder normalisieren. Tatsächlich deuten Metaanalysen eher auf eine schlechtere Einjahresprognose, wenn ein biologisch abbaubarer Stent statt eines modernen Metallstents verwendet wird, berichten Kardiologen um Dr. Ramez Nairooz von der Universität in Little Rock.

Möglicherweise gilt das aber nicht für längere Zeiträume. Das Team um Nairooz suchte daher gezielt nach länger dauernden Studien. Fassten sie deren Resultate zusammen, ergab sich erneut kein Vorteil für den abbaubaren Stent – ganz im Gegenteil. Bei den meisten untersuchten Parametern schnitt der Everolimus-freisetzende Polylaktatstent schlechter ab als persistierende Medikamente-freisetzende Stents (DES, drug-eluting stents). 

ST-Hebungsinfarkte dreifach häufiger

Insgesamt konnten die Kardiologen fünf verschiedene Vergleichsstudien auswerten. Darunter befanden sich die drei randomisiert-kontrollierten Studien ABSORB-II, ABSORB Japan und ABSORB China mit dem abbaubaren Stent Absorb GT1 sowie zwei Registeranalysen. In Letzteren hatten die Studienautoren den biologisch abbaubaren Everolimus-Stent (BES) in einer quasirandomisierten Analyse (propensity score matching) mit modernen DES verglichen.

In allen fünf Studien hatten 2360 Patienten den BES und 1038 den persistierenden DES erhalten. Auslöser für den Eingriff war bei einem Drittel eine stabile Angina pectoris oder eine stumme Ischämie, bei einem weiteren Drittel ein ST-Hebungsinfarkt.

Nairooz und Mitarbeiter interessierten sich primär für den zusammengesetzten Endpunkt stentbezogener Ereignisse. Dazu zählten sie alle Herzinfarkte, Todesfälle sowie erneute Revaskularisierungen, die sich auf ein Stentversagen zurückführen ließen – im Stentgefäß kam es dabei also zu einem erneuten Verschluss.

Solche Ereignisse traten über alle fünf Studien gemittelt im Laufe von zwei Jahren bei 6,9% der Patienten mit BES und 4,5% mit DES auf. Die Ereignisrate mit dem BES war folglich 53% höher als mit einem DES. Der Unterschied erwies sich als statistisch signifikant. Werden 42 Patienten mit einem BES behandelt, tritt nach diesen Daten im Mittel ein zusätzliches stentbezogenes Ereignis auf.

Herzinfarkte durch Läsionen im Stentgefäß wurden mit dem BES mehr als doppelt so häufig beobachtet (4,0 versus 1,8%), ST-Hebungsinfarkte mehr als dreifach häufiger (2,1 versus 0,6%). Lediglich die Sterberaten (1,2 versus 1,6%) und die Häufigkeit von Revaskularisierungen (3,9 versus 2,7%) waren vergleichbar. Auch späte ST-Hebungsinfarkte, die mehr als ein Jahr nach der Stentimplantation auftraten, kamen bei BES-Patienten numerisch häufiger vor als bei Patienten mit einem DES (6 versus 0). Tendenziell waren auch Stentthrombosen mit dem BES häufiger als mit einem DES zu beobachten, die Unterschiede erwiesen sich statistisch jedoch nicht als signifikant. Größere Differenzen zwischen den randomisiert-kontrollierten Studien und den Registeranalysen gab es nicht.

Die Kardiologen um Nairooz gehen aufgrund der Metaanalyse von einer schlechteren Langzeitprognose mit biologisch abbaubaren Stents im Vergleich zu persistierenden Medikamente-freisetzenden Gefäßstützen aus. Es seien jedoch dringend weitere kontrollierte Langzeitstudien nötig, um die Prognose unter diversen Stentsystemen zu beurteilen.

Eine vor kurzem veröffentlichte Dreijahresanalyse der ABSORB-II-Studie deutet jedoch in die gleiche Richtung. Hier gab es mit dem BES doppelt so viele stentbezogene Herzinfarkte wie mit dem DES, auch war die vasomotorische Funktion zum Teil deutlich schlechter (wir berichteten).

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