Erschienen in:
22.04.2022 | Stabile Angina pectoris | FB_Übersicht
Diagnostik, Therapie und die Bedeutung der Lebensqualität von Patienten mit chronischem Koronarsyndrom
Ergebnisse der hausärztlichen Versorgungsstudie ALTHEA
verfasst von:
Prof. Dr. med. Ralf Dechend
Erschienen in:
MMW - Fortschritte der Medizin
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Sonderheft 6/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund: Das Krankheitsbild der chronischen koronaren Herzkrankheit hat sich in den vergangenen Jahren erheblich gewandelt. Davon zeugt nicht zuletzt die Neudefinition der Erkrankung als chronisches Koronarsyndrom (chronic coronary syndrome, CCS) im Jahr 2019. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung war das primäre Ziel der Versorgungsstudie ALTHEA, einen Einblick in die aktuelle Versorgung von Patienten mit CCS und stabiler Angina pectoris (AP) in der hausärztlichen Praxis in Deutschland zu erhalten.
Methode: ALTHEA ist eine bundesweit durchgeführte Querschnittstudie unter Verwendung eines strukturierten Fragebogens bestehend aus geschlossenen Single- bzw. Multiple-Choice-Fragen. Der Fragebogen umfasste 10 Fragen zu den Bereichen Diagnostik, symptomatische Therapie und Lebensqualität von Patienten mit Verdacht auf bzw. mit diagnostiziertem CCS und stabiler AP. Die Befragung richtete sich an Hausärzte.
Ergebnisse: Die Befragung fand von April bis September 2021 statt. Angesprochen wurden bundesweit 1.050 Hausärzte, mit dem Ziel eine möglichst repräsentative Stichprobe zu erhalten. Von diesen haben 1.021 teilgenommen. Die Befragten gaben mehrheitlich an, bei Verdacht auf CCS eine apparative Diagnostik eigenständig durchzuführen, zu einem hohen Anteil einschließlich eines Belastungs-EKGs. Hinsichtlich des Therapieziels gewichtete die Mehrheit der Befragten eine Verbesserung der Lebensqualität höher als eine Prognoseverbesserung. Die überwiegende Mehrheit der befragten Hausärzte gab zudem an, bei symptomatischen Patienten mit Verdacht auf CCS eigenständig eine symptomatische Therapie einzuleiten und deren Erfolg im weiteren Krankheitsverlauf zu kontrollieren. Bei der Bewertung der verfügbaren Antianginosa zeigten sich Präferenzen in Bezug auf Wirksamkeit (Betablocker), Verträglichkeit (Ranolazin) und Einfluss auf die Lebensqualität (Ranolazin).
Schlussfolgerungen: Die Versorgungsstudie macht deutlich, dass sich Hausärzte in der gegenwärtigen Versorgung von Patienten mit Verdacht auf CCS und stabiler AP als wichtige Lotsen der Kardiologie verstehen. Sie übernehmen grundlegende Aufgaben in Diagnostik und symptomatischer Therapie, die zum Teil eine deutliche Schnittmenge mit dem Aufgabenbereich der Kardiologen bilden. Demnach zeigt die Studie bei der Versorgung dieser Patienten eine enge Verzahnung von Allgemeinmedizin und Kardiologie.
Schlüsselwörter: Angina pectoris, chronisches Koronarsyndrom, koronare Herzkrankheit, Diagnostik, symptomatische Therapie, Lebensqualität, hausärztliche Versorgung
Eingereicht am 10.1.2022 - Revision akzeptiert am 15.3.2022