Hohes Risiko für Zweitkrebs nach Stammzelltransplantation

Ehemalige Lymphompatienten, die einer Hochdosis-Chemotherapie und anschließenden autologen hämatopoetischen Stammzelltransplantation unterzogen worden sind, entwickeln häufig zweite primäre Malignome, wie eine dänische Studie zeigt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Hochdosierte Chemotherapie, gefolgt von einer Transplantation autologer hämatopoetischer Stammzellen, ist eine Behandlungsoption für Patienten mit aggressiven Lymphomen. Dazu zählen das rezidivierte oder refraktäre diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) und Hodgkin-Lymphom, das periphere T-Zell- (PTCL) und das Mantelzelllymphom. Vielen Patienten ermöglicht die Therapie, langzeitig zu überleben, und so ist es wichtig, auch die langfristigen Folgen der Therapie zu verstehen. Ein Team dänischer Hämatoonkologen um Trine Trab von der Universitätsklinik Aalborg hat sich in einer retrospektiven populationsbasierten Kohortenstudie mit der Frage beschäftigt, wie es nach Hochdosis-Chemotherapie und autologer hämatopoetischer Stammzelltransplantation um das Risiko für zweite primäre Malignome bestellt ist. 803 Patientinnen (33%) und Patienten, ehemals an aggressiven Lymphomen erkrankt gewesen und mit Stammzelltransplantation therapiert, wurden dafür 4015 nach Alter und Geschlecht passende Kontrollpersonen ohne bisherige Krebserkrankung aus der Allgemeinpopulation gegenübergestellt. Der mediane Follow-up betrug 7,8 Jahre. Dabei war festzustellen, dass die Lymphompatienten viel öfter an (in ihrem Fall zweiten) primären Malignomen erkrankten als die Kontrollen. 16% der 803 Patienten teilten dieses Schicksal, verglichen mit 11% der Kontrollen. 36% im Vergleich zu 30% der neu an einem Malignom Erkrankten erhielten eine Diagnose von weißem Hautkrebs. Bei 36% und 67% wurden solide Tumoren, bei 21% und 1% myelodysplastische Syndrome und akute myeloische Leukämien, bei 6% und 3% andere hämatologische oder unspezifizierte Malignome diagnostiziert. Ein Überwachungsbias ist nicht auszuschließen, da die Lymphompatienten im Gegensatz zu den Kontrollen regelmäßig und häufiger bildgebend nachuntersucht worden waren. Risikofaktoren: Alter und Alkohol Nach Abgleich gegen Alter, Geschlecht und (auch alkoholbedingte) Begleitkrankheiten ergaben sich folgende Risikoverhältnisse für die ehemaligen Lymphompatienten nach Hochdosis-Chemotherapie und autologer Stammzellübertragung: Hautkrebs vom Nicht-Melanom-Typ +135% (Hazard Ratio [HR] 2,35), myelodysplastisches Syndrom/akute myeloische Leukämie +4013% (HR 41,13). Die Erkrankungsraten für solide Tumoren unterschieden sich nicht signifikant. Das kumulative Zehn-Jahres-Risiko für (zweite) primäre Malignome berechneten Trab und Kollegen auf 20% für die Lymphompatienten und 14% für die Kontrollen. Als Risikofaktoren erwiesen sich dabei ein höheres Alter und alkoholbedingte Erkrankungen. Auch der Vergleich mit Lymphompatienten, die keine solche Behandlung erhalten hatten, zeigte ein um 58% erhöhtes Risiko für zweite primäre Malignome nach Hochdosis-Chemotherapie mit folgender Stammzelltransplantation. Auch hier waren es der weiße Hautkrebs (+95%) und vor allem das myelodysplastische Syndrom bzw. die akute myeloische Leukämie (+961%), nicht aber die soliden Tumoren, die den Unterschied ausmachten. „Die Ergebnisse der vorliegenden Studie sollten im Lichte neuer Optionen für die Lymphomtherapie betrachtet werden“, schreiben Trab et al. So beginne die CAR-T-Zell-Therapie die Hochdosis-Chemotherapie mit Stammzelltransplantation in einigen Ländern abzulösen, nachdem Studien ein längeres ereignisfreies Überleben nach CAR-T-Zell-Therapie gezeigt hätten. Diese Behandlungsform reduziere die Dosis an Chemotherapie, sei jedoch mit anderen Toxizitäten assoziiert. Wie sich die veränderte Funktion des Immunsystems auf das Risiko für zweite Malignome auswirke, sei erst noch in länger dauernden Studien zu klären. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Folgen hat die Hochdosis-Chemotherapie mit Transplantation autologer hämatopoetischer Stammzellen auf das Risiko von Lymphompatienten, an einem zweiten primären Malignom zu erkranken? Antwort: Das Risiko für zweite primäre Malignome ist nach Hochdosis-Chemotherapie mit Stammzelltransplantation erhöht, vor allem für weißen Hautkrebs und myelodysplastisches Syndrom bzw. akute myeloische Leukämie. Bedeutung: Die Ergebnisse sind relevant für die Therapieabwägung zwischen Hochdosis-Chemotherapie mit Stammzelltransplantation und CAR-T-Zell-Therapie. Einschränkung: Ein Überwachungsbias ist mit Blick auf die Ergebnisse nicht auszuschließen.

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