Erschienen in:
01.11.2018 | Palliativmedizin | Editorial
Standards für die Palliativmedizin
verfasst von:
Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Prof. Dr. Michael Thomas
Erschienen in:
Die Onkologie
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Sonderheft 1/2018
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Auszug
In den letzten 35 Jahren hat die Palliativmedizin in Deutschland eine sehr dynamische Entwicklung durchlaufen. Ausgehend von der ersten Palliativstation, die 1983 in der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums in Köln mit substanzieller finanzieller Förderung der Deutschen Krebshilfe (DKH) eröffnet wurde, sind bundesweit sowohl ambulant als auch stationär viele Strukturen der spezialisierten Palliativversorgung entstanden. Parallel zur Ausweitung des palliativmedizinischen Angebots wurde u. a. der Ruf nach mehr evidenzbasierter Behandlung, nach Standards auch im Bereich der Betreuung schwerstkranker und sterbender Patienten lauter. Wenngleich Forschung bei Patienten in der Palliativmedizin sehr herausfordernd sein kann, hat sich für viele Bereiche der Behandlung das Evidenzniveau langsam verbessert. Ausdruck dessen ist u. a. die Veröffentlichung der S3-Leitlinie „Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung“ im Jahr 2015, die die aktuelle Evidenz zusammenfasst und dort, in den Bereichen, für die keine randomisierten kontrollierten Studien und keine systematischen Übersichtsarbeiten vorliegen, über Konsensusverfahren Therapieempfehlungen macht [
1]. Evidenzbasierte Palliativversorgung ist überall von Bedeutung, aber insbesondere natürlich in den onkologischen Spitzenzentren, den sog. Comprehensive Cancer Centers (CCC), die seit 2006 von der DKH gefördert werden. In diesen CCC werden Tumorpatienten nach aktuellen medizinischen und weiteren wissenschaftlichen Erkenntnissen interdisziplinär versorgt und psychosozial begleitet, unter Einbeziehung des ambulanten Bereichs in der jeweiligen Region [
2]. Zur Bündelung der Kompetenzen der palliativmedizinischen Versorgung hat sich 2011 die Arbeitsgruppe (AG) Palliativmedizin innerhalb des Netzwerks der geförderten CCC gegründet. In einem mehrstufigen strukturierten Prozess hat sich die AG in den Jahren 2014–2017 mit der Entwicklung von Mindestvoraussetzungen für die Integration der Palliativversorgung an einem onkologischen Spitzenzentrum in Klinik, Lehre und Forschung befasst und eine Handreichung („Best Practice“; [
3,
4]) entwickelt. Wichtiger Teil dieser Arbeit war es zudem, die bestehende Evidenz, die existierenden Leitlinien und die klinische Erfahrung der Experten in klinisch nutzbare, einfache Behandlungsalgorithmen, sog. Standard Operating Procedures (SOP), zusammenzufassen. Das Ergebnis dieser Arbeit liegt Ihnen nun in diesem Sonderheft vor. Es soll selbstverständlich zum einen die Kollegen unterstützen, die in der spezialisierten Palliativversorgung – auch über die Grenzen der CCC hinweg – arbeiten. Aber nicht nur das; es war der AG Palliativmedizin von vornherein ein großes Anliegen, allen Ärzten, die mit schwerstkranken und sterbenden Tumorerkrankten arbeiten, eine Hilfestellung in der oft komplexen Behandlung und Begleitung zu geben. Die Entwicklung solcher Standards ist kein einmaliger, abgeschlossener, sondern ein kurrikularer Prozess. Wir werden in Zukunft weitere SOP entwickeln und in regelmäßigen Abständen die bestehenden SOP an die neue Evidenz anpassen. Die Sprecher der AG Palliativmedizin wünschen Ihnen beim Lesen viel Erkenntnis und bei der Überführung in ihre tägliche klinische Praxis viel Erfolg. …