Ältere reagieren stärker auf niedrige Dosen von Statinen

Eine Therapie mit niedrig bis moderat dosierten Statinen ist bei älteren Patientinnen und Patienten mit einer stärkeren Senkung des LDL-Cholesterins verbunden als bei jüngeren. Für die Wahl der Eingangsdosierung könnte das wichtig sein, finden dänische Forscher. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. In Studien zu den Effekten von Statinen auf den Spiegel von LDL-Cholesterin waren Patientinnen und Patienten im Alter von mehr als 75 Jahren unterrepräsentiert. Deshalb ist das Wissen darüber begrenzt, wie sich die Gabe der Inhibitoren des Cholesterinsyntheseenzyms in dieser Altersgruppe auswirkt. Dänische Forscher mit Giulia Corn vom Statens Serum Institut in Kopenhagen an der Spitze haben in einer landesweiten registerbasierten Kohortenstudie versucht, die Erkenntnisbasis zu verbreitern. Dazu sahen sich Corn und ihr Team Daten von knapp 83.000 Statinpatienten aus den Jahren 2008 bis 2018 an, von denen Messungen des LDL-Cholesterinspiegels vor und nach Beginn der Statintherapie vorlagen. 13% von ihnen waren 75 Jahre oder älter, 16% jünger als 50. Es zeigte sich, dass die beobachtete prozentuale Reduktion des LDL-Spiegels bei den über 75-Jährigen jeweils stärker ausfiel als bei den unter 50-Jährigen. Die Senkungen betrugen 33,4% versus 28,7% unter 10 mg, 39,0% versus 33,8% unter 20 mg und 42,2% versus 38,6% unter 40 mg Simvastatin. Ähnliches zeigte sich mit 39,8% versus 35,7% und 44,2% versus 40,2% für 10 mg und 20 mg Atorvastatin. Kein wesentlicher Unterschied ergab sich für eine höher dosierte Statintherapie mit 40 mg bzw. 80 mg Atorvastatin (47,2% versus 46,7% bzw. 48,5% versus 47,9%). Corn und Kollegen berechneten zudem anhand eines longitudinalen Modells die individuelle prozentuale Differenz der LDL-Reduktion im Alter von 75 gegenüber 50 Jahren. Diese Differenz betrug 2,62 Prozentpunkte für niedrige bis moderate Statindosen, womit der bei Therapiebeginn im Alter von 75 verglichen mit 50 Jahren zusätzlich erzielte Statineffekt bezeichnet ist. Die Unterschiede erstreckten sich konsistent auf Patienten sowohl mit primärpräventiver als auch mit sekundärpräventiver Indikation. Drei Mechanismen in der Diskussion In den Hochdosisgruppen fiel die Reduktionsdifferenz geringer aus, sie lag bei 1,36 Prozentpunkten unter 40 mg Atorvastatin und verschwand vollends unter einer Dosis von 80 mg Atorvastatin. Die Forschungsgruppe um Corn diskutiert drei mögliche Mechanismen für das altersabhängig unterschiedliche Ansprechen auf Statine. Erstens könne sich bei Älteren die Pharmakokinetik von Statinen verändern und damit die Exposition erhöhen. Zweitens spiele womöglich eine Veränderung der Leberfunktion eine Rolle. Und drittens nehme mit dem Alter die Nierenfunktion ab, was die Satinkonzentrationen ebenfalls beeinflussen könne. Auch der mit dem Alter in der Regel steigende Body-Mass-Index könnte von Bedeutung sein, zum BMI lagen jedoch keine Daten vor. „Eine niedrig bis moderat dosierte Statintherapie ist bei älteren Patienten mit einer stärkeren Reduktion von LDL-Cholesterin assoziiert als bei jüngeren“, schließen Corn et al. Das lasse solche Dosierungen als Einstieg in die Therapie bei älteren Erwachsenen, die ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen hätten, attraktiver erscheinen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Unterscheidet sich das Ansprechen auf eine Statintherapie zwischen jüngeren und älteren Patienten? Antwort: Patienten ab einem Alter von 75 Jahren reagieren mit einer stärkeren Reduktion von LDL-Cholesterin auf eine niedrig bis moderat dosierte Statintherapie als jüngere. Bedeutung: Niedrig bis moderat dosierte Statine sind als Eingangstherapie zur LDL-Senkung für ältere Patienten attraktiv, zumal sie auch ein höheres Risiko für Nebenwirkungen tragen. Einschränkung: Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie, die Ergebnisse beruhen auf Registerdaten, es lagen keine Angaben zum Body-Mass-Index vor.

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