So gut ist die Prognose bei Kindern mit Status epilepticus

Ein Status epilepticus bei zuvor neurologisch unauffälligen Kindern führt nur selten zu einer Epilepsie oder Langzeitschäden. Lediglich jedes siebte dieser Kinder entwickelt in den Folgejahren erneut Anfälle. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Mündet ein erster Krampfanfall bei Kindern in einen Status epilepticus, sind die Eltern anschließend oft sehr besorgt, ihr Kind könnte eine Hirnschädigung erlitten haben oder eine Epilepsie entwickeln. Das ist bei Fieberanfällen oder anderen akut symptomatischen Krämpfen jedoch recht selten der Fall. Lag jedoch schon vor dem Status eine neurologische Schädigung vor, ist das Risiko für erneute Anfälle hoch. Etwa die Hälfte der Kinder entwickelt dann in den Folgejahren eine Epilepsie, und ein großer Teil auch motorische und geistige Einschränkungen. Um die Prognose abzuschätzen, lohnt es sich also, die Ursache für den Anfall genau zu eruieren. Zu diesem Schluss kommen Neurologen um Suresh Pujar vom University College in London anhand einer Langzeitbeobachtung von Kindern mit einem Status epilepticus. Die Forscher analysierten Angaben zu rund 220 Kindern der „North London Convulsive Status Epilepticus Surveillance Study“. Zwischen 2002 und 2004 waren die Kinder in insgesamt 21 Londoner Kliniken aufgrund eines Status epilepticus behandelt worden. Die Ärzte erfassten damals die Umstände und möglichen Ursachen der Anfälle. 90% der Kinder hatten das Ereignis überlebt, von diesen konnten die Ärzte um Pujar nach im Median knapp neun Jahren noch 134 nachuntersuchen. Dazu prüften sie die motorischen und geistigen Fähigkeiten der Kinder, bei 106 von ihnen (79%) schauten sie auch per MRT in deren Gehirn nach sklerotischen Veränderungen. Die Kinder waren inzwischen im Mittel elfeinhalb Jahre alt, den Status epilepticus hatten sie im Alter von durchschnittlich knapp drei Jahren erlitten. Geringe Epilepsieinzidenz nach Fieberanfällen Von 73 nachuntersuchten Kindern, die zum Zeitpunkt des Status noch keine Epilepsie hatten, waren mittlerweile 18 an einer solchen erkrankt (25%). Dies betraf nur 5 von 35 Kindern mit einem Fieberanfall (14%) und zwei von 15 mit einem akut symptomatischen Anfall (13%). Dagegen waren fünf von elf Kindern mit einem unprovozierten symptomatischen Anfall betroffen (46%) sowie die Hälfte der zwölf Kinder mit einem unklassifizierbaren Status epilepticus. 95 der Kinder hatten vor dem Status keine motorischen Probleme. Zwei von ihnen (2,1%) waren inzwischen motorisch eingeschränkt, ein Kind nach einem unprovozierten symptomatischen und eines nach einem unklassifizierbaren Anfall. 80 der Kinder hatten ursprünglich keine kognitiven Einschränkungen gehabt. Von diesen entwickelten sieben im Laufe der neun Jahre eine geistige Behinderung, drei nach einem unklassifizierten oder einem unprovozierten symptomatischen Anfall, drei von sechs nach einem idiopathischen oder kryptogenen Status, und nur ein Kind im Anschluss an einen Fieberanfall. Die Gefahr von motorischen oder kognitiven Einschränkungen ist also nach Fieberanfällen oder akut symptomatischen Anfällen recht gering. Von den fünf Kindern, die im Anschluss an den Fieberanfall eine Epilepsie entwickelt hatten, war ein Kind von einer Temporallappenepilepsie betroffen – hier fanden die Forscher im MRT eine mesiale temporale Sklerose. Von den übrigen Patienten mit neu auftretendem Anfallsleiden hatten vier eine Temporallappenepilepsie entwickelt. Kein Fieber beim Status? Achtfach erhöhtes Epilepsierisiko Von allen nachuntersuchten Kindern hatten neun Jahre nach dem Ereignis 79 eine Epilepsie (59%), bei 61 der Kinder war diese jedoch schon zum Zeitpunkt des Status diagnostiziert worden. Eine aktive Epilepsie konnte während der Nachuntersuchung bei 41% aller Kinder festgestellt werden. So hatten sämtliche Kinder mit idiopathischen oder kryptogenen Ursachen fortlaufend Anfälle, von ihnen zeigten 37% schwere motorische und 85% deutliche kognitive Einschränkungen. Ungünstig war auch die Prognose bei sämtlichen Kindern mit unprovozierten symptomatischen Anfällen: Von ihnen hatten nach neun Jahren 68% eine aktive Epilepsie, 62% schwere motorische und 76% deutliche kognitive Einschränkungen. Dagegen hatte kein einziges Kind mit Fieberanfällen noch eine aktive Epilepsie, in dieser Gruppe traten zudem nur bei 3% kognitive Probleme auf und niemand litt unter ausgeprägten motorischen Defiziten. Die Ärzte um Pujar schließen daraus, dass Kinder nach einem überstandenen Status epilepticus dann eine sehr gute Prognose haben, wenn dieser nicht auf neurologischen Schäden beruht. Das sind vor allem Kinder, bei denen die Anfälle mit Fieber einhergehen. Bei Kindern ohne Fieber waren die Epilepsieinzidenz und die Rate motorischer sowie kognitiver Einschränkungen nach einem Status hingegen rund achtfach höher. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie ist die Prognose nach einem Status epilepticus in der Kindheit? Antwort: Nur ein Bruchteil der Kinder mit Fieberanfällen oder akut symptomatischen Anfällen entwickelt eine Epilepsie und trägt Langzeitschäden davon. Bedeutung: Kinder ohne bekannte neurologische Vorerkrankungen haben nach einem überstandenen Status epilepticus eine recht gute Prognose. Einschränkung: Kleine Fallzahlen.

Springer Medizin

So gut ist die Prognose bei Kindern mit Status epilepticus

Weiterführende Themen

Neu in den Fachgebieten Neurologie und Psychiatrie

Demenzkranke durch Antipsychotika vielfach gefährdet

Parkinson-Therapie im Wandel – aktuelle Leitlinie im Fokus

Weniger postpartale Depressionen nach Esketamin-Einmalgabe

Auf diese Krankheiten bei Geflüchteten sollten Sie vorbereitet sein