Dass aktives Rauchen den Schwangerschaftsverlauf und die Entwicklung des Kindes negativ beeinflusst, ist hinreichend bekannt. Auch nichterfolgender Stillbeginn und kurze Stillzeiten sind stark mit dem Rauchen assoziiert. Bei Abstinenz in der Schwangerschaft beginnen mehr als die Hälfte der Raucherinnen bis zum neunten Monat nach der Entbindung wieder mit dem Rauchen [
11]. Insgesamt wird geschätzt, dass etwa jede 3. bis 4. stillende Mutter raucht [
4]. Dabei nehmen Säuglinge die Inhaltsstoffe des Zigarettenrauchs nicht nur über die Lunge auf, sondern auch über die Muttermilch. Es ist bekannt, dass viele Substanzen der Zigarette in die Milch übertreten können [
12]. In welchem Ausmaß die Gesundheit des Kindes von diesen Substanzen in der Milch beeinflusst wird, hängt dabei nicht nur von deren Transfer und Konzentration ab, sondern auch davon, ob bzw. in welcher Menge die Substanzen im kindlichen Darm aufgenommen werden. Dabei liegen für eine Vielzahl der ca. 5300 Substanzen, die im komplexen Gemisch des Tabakrauchs enthalten sind, kaum Daten vor. Eine der wenigen gut untersuchten Substanzen ist Nikotin [
12]. Es ist bekannt, dass sich Nikotin in der Muttermilch anreichert. So ist die Nikotinkonzentration in der Milch dreimal höher im Vergleich zum mütterlichen Plasma (Muttermilch Mittelwert 55 µg/l vs. Plasma Mittelwert 18 µg/l; [
13]), dabei hängt die Höhe der Nikotinkonzentrationen in der Muttermilch aber auch von der Länge der Rauchpause vor dem Stillen ab [
14]. Nikotin wird über den Verdauungstrakt des Kindes aufgenommen und durch die Leber zu Cotinin metabolisiert [
12]. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Nikotin den mütterlichen Prolaktinspiegel erniedrigt, was als Ursache für die verminderte Milchproduktion bei Raucherinnen vermutet wird [
12]. Weiterhin ist der Fettgehalt der Muttermilch von Raucherinnen geringer. Als ein möglicher Grund wird die verminderte Aktivität der Lipoproteinlipase durch den mit Rauchen einhergehenden verringerten Prolaktinspiegel diskutiert [
12]. Der geringere Fettgehalt der Muttermilch wird weiterführend als mögliche Ursache für die verminderte Gewichtszunahme gestillter Kinder von Raucherinnen beschrieben [
12]. Zudem wurden geringere Konzentrationen von Omega-3-Fettsäuren in der Muttermilch von Raucherinnen beobachtet [
12]. Beschriebene erniedrigte Jodkonzentrationen in der Muttermilch von Raucherinnen werden wegen der damit einhergehenden eingeschränkten Bildung von Schilddrüsenhormonen beim Kind als Ursache für verminderte kognitive Leistungen diskutiert [
12].
Die Nationale Stillkommission sieht es als ideal an, während der Monate des Stillens nicht zu rauchen. In Abwägung der bekannten gesundheitlich positiven Effekte des Stillens gegenüber den (dosisabhängig) negativen Effekten des Rauchens empfiehlt die Kommission rauchenden Frauen zu stillen, aber so wenig wie möglich zu rauchen, und weist darauf hin, dass sehr starkes Rauchen mit der Stillfähigkeit und dem Gedeihen des Kindes schlecht vereinbar ist. Zudem sollten Rauchpausen vor dem Stillen bestehen und es sollte nie in der Nähe des Kindes geraucht werden [
15].