Erschienen in:
13.08.2019 | Störung des Sozialverhaltens | Originalien und Übersichten
Einfluss des sozioökonomischen Status auf Gesundheitskosten für Kinder und Jugendliche mit Störungen des Sozialverhaltens
Eine Analyse von Routinedaten einer gesetzlichen Krankenversicherung
verfasst von:
Dr. rer. med. Dipl. hum. biol. Udo König, Monika Heinzel-Gutenbrunner, Gerhard Meinlschmidt, Werner Maier, Christian J. Bachmann
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Für verschiedene somatische und psychiatrische Krankheitsbilder ist bekannt, dass die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und die damit verbundenen Kosten vom sozioökonomischen Status (SES) der Patienten abhängen. Für den Bereich kinder- und jugendpsychiatrischer Störungen liegen zu dieser Thematik bislang keine Untersuchungen vor.
Fragestellung
Es wurde explorativ untersucht, inwieweit Kosten für Gesundheitsleistungen bei Kindern und Jugendlichen mit Störung des Sozialverhaltens (SSV), einem der häufigsten kinder- und jugendpsychiatrischen Störungsbilder, vom SES abhängen.
Material und Methoden
Grundlage der Analysen bildeten Routinedaten der AOK Nordost aus dem Jahr 2011 von 6461 Kindern und Jugendlichen (Alter: 5–18 Jahre) mit ICD-10-Diagnose einer SSV. Der SES der Versicherten wurde indirekt über die Sozialstruktur des Wohnortes (PLZ-Bezirk) mithilfe des German Index of Multiple Deprivation (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg) bzw. des Berliner Sozialindex I (Berlin) bestimmt, die in Quintile aufgeteilt wurden. Auf Basis dieser Quintile wurden die durchschnittlichen Kosten pro Fall für ambulante Behandlungen bei Allgemeinärzten, Pädiatern, Kinder- und Jugendpsychiatern bzw. -psychotherapeuten sowie für stationäre Krankenhausaufenthalte und Arzneimittelverordnungen analysiert.
Ergebnisse
Für keine der untersuchten Kostenarten fand sich ein funktionaler Zusammenhang zwischen SES und Gesundheitskosten.
Diskussion
Im Gegensatz zu bisherigen Daten bei Erwachsenen zeigte sich in dieser Studie keine Assoziation zwischen dem SES und den Gesundheitskosten von Kindern und Jugendlichen mit SSV. Es scheint somit bei der medizinischen Versorgung dieser Patientengruppe in Deutschland keine signifikante sozial bedingte Ungleichheit zu bestehen.