Wie sicher ist die Gabe von Eisen i.v.?

Die intravenöse Eisensupplementierung wird im Allgemeinen gut vertragen, das Risiko für Überempfindlichkeitsreaktionen kann allerdings präparatabhängig variieren. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Mit intravenösem Eisen können die Eisenspeicher schneller und effektiver aufgefüllt werden als mit oralem Eisen, es ist indiziert, wenn bei Mangelzuständen die orale Therapie nicht vertragen wird oder nicht ausreichend wirksam ist. Bedenken bezüglich der Sicherheit der I.v.-Supplementation, insbesondere mit Blick auf schwere Überempfindlichkeitsreaktionen, sind einem US-amerikanischen Ärzteteam zufolge weitgehend unbegründet. Asad Arastu von der Universität in Portland und seine Kollegen haben retrospektiv mehr als 35.000 Behandlungen ausgewertet und kommen zu dem Schluss, dass sie „generell gut vertragen werden, obwohl es Unterschiede zwischen den verschiedenen Formulierungen gibt“. Das Risiko für schwere Infusionsreaktionen bezeichnen die Ärzte als „äußerst gering“. Von dem Versuch einer Risikominderung durch eine Vormedikation etwa mit Antihistaminika oder durch Testdosen von Eisen raten sie eher ab. Bei Patienten mit Infusionsreaktion in der Anamnese empfehlen sie, zu einer anderen Formulierung zu wechseln. Nur zwei schwere Reaktionen Für die analysierten 35.737 Eiseninfusionen (bei 12.237 Patienten) war meistens Eisensucrose (62,4%) oder niedermolekulares Eisendextran (25,2%), seltener Ferumoxytol (8,8%) oder Eisencarboxymaltose (3,4%) verwendet worden. Von einer Infusionsreaktion gingen Arastu et al. aus, wenn laut Patientenakte nach der Infusion ein Antihistaminikum (Diphenhydramin oder Famotidin), Hydrocortison oder Adrenalin gegeben worden waren. Demnach waren bei 3,9% aller Behandlungen Infusionsreaktionen aufgetreten: Mit Eisensucrose waren es 4,3%, mit Eisendextran 3,8%, mit Ferumoxytol 1,8% und mit Eisencarboxymaltose 1,4%. Diese Unterschiede sind allerdings mit Vorsicht zu interpretieren, die Studie war nicht für einen Vergleich der verschiedenen Formulierungen ausgelegt. Schwere Überempfindlichkeitsreaktionen, gekennzeichnet durch nachfolgende Adrenalininjektionen, hatten nur zwei Patientinnen durchgemacht, beide aus der größten Gruppe mit Eisendextrantherapie: Die eine Frau hatte nach der Infusion zunächst über eine verstopfte Nase und ein Zuschwellen des Halses geklagt, sie erhielt Steroide und Adrenalin und wurde in eine Notaufnahme gebracht, die sie aber ohne weitere Intervention verlassen konnte. Auch die zweite Patientin, die Wheezing, eine Tachykardie und eine O2-Entsättigung auf 74% entwickelt hatte, konnte nach Adrenalingabe aus der Notfallambulanz entlassen werden. Testdosis ohne Nutzen Eine Prämedikation mit einem Antihistaminikum oder Hydrocortison hatten 6,0% der Patienten erhalten. Verglichen mit Patienten ohne Prämedikation wurden sie nach der Infusion 23-mal so häufig erneut mit solchen Medikamenten versorgt. Die Studienautoren vermuten, dass teilweise Nebenwirkungen der Prämedikation, etwa Somnolenz, Hypotonie oder Tachykardie durch ein Antihistaminikum insbesondere der ersten Generation, als Infusionsreaktionen fehlgedeutet wurden. Von den Eisendextraninfusionen waren fast 20% nur mit niedriger Testdosierung erfolgt. Infusionen ohne vorherige Testdosis hatten jedoch nicht mehr Überempfindlichkeitsreaktionen zur Folge als Infusionen nach tolerierter Testdosis (3,8% vs. 3,7%). Angesichts der allgemein guten Verträglichkeit „ist die routinemäßige Anwendung von Testdosierung und Prämedikation wahrscheinlich von begrenztem Nutzen“, so die Studienautoren. Vielmehr solle eine Prämedikation Patienten mit erheblichen Risikofaktoren vorbehalten werden. "Reexposition zu anderem Präparat ist sicher" Eine frühere Reaktion auf eine Eiseninfusion ist ein Risikofaktor für eine erneute Überempfindlichkeitsreaktion. Bei 14% der betroffenen Patienten hatten die Ärzte deswegen die Eisenformulierung gewechselt – mit Erfolg: Bei ihnen kam es seltener zu einer erneuten Reaktion als bei Patienten mit beibehaltener Formulierung (mit Prämedikation: 21% vs. 68%; ohne Prämedikation: 5% vs. 31%). Arastu et al. schließen daraus: „Eine Wiederexposition zu einer anderen I.v.-Eisenformulierung ist sicher.“ Patienten mit bekannten Allergien waren ebenfalls etwas häufiger von Infusionsreaktionen betroffen (4,2% vs. 3,2%). Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie häufig sind Infusionsreaktionen bei intravenöser Eisensupplementation? Antwort: Bei über 35.000 Behandlungen lag die Inzidenz von Infusionsreaktionen bei 3,9%, mit Unterschieden zwischen den verwendeten Eisenformulierungen. Nur in zwei Fällen war die Gabe von Adrenalin dokumentiert. Bedeutung: Die I.v.-Gabe von Eisen scheint gut vertragen zu werden und nur äußerst selten zu schweren Überempfindlichkeitsreaktionen zu führen. Einschränkung: Retrospektive Studie.

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