Auch Armsport kann Glukosespitzen drücken

Wer viel sitzt und keine Möglichkeit hat, zwischendurch öfter mal aufzustehen, kann auf ein Armtraining zurückgreifen. Dieses half in einer Studie adipösen Teilnehmern mit hohem Diabetesrisiko, ihre Glukosewerte maßgeblich zu verbessern. Langes Sitzen erhöht bekanntermaßen das Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes, Adipositas und letztlich auch für Atherosklerose und kardiovaskuläre Erkrankungen. Daher wird empfohlen, die Sitzphasen so oft wie möglich zu unterbrechen und umherzugehen, vor allem nach dem Essen, um die Durchblutung zu fördern und die gefährlichen postprandialen Glukosespitzen niedrig zu halten. Nun gibt es jedoch nicht wenige Menschen, die diesem Rat nicht folgen können, entweder weil es ihre Arbeit nicht erlaubt oder weil sie aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage sind, ihren Körper regelmäßig in die Vertikale zu begeben. Zwölfmal fünf Minuten Armtraining Insbesondere für wenig aktive Menschen mit hohem Diabetesrisiko dürften die Ergebnisse einer experimentellen Studie aus Großbritannien interessant sein: Hier konnten Forscher der Universität Leicester zeigen, dass Adipöse allein durch regelmäßige Armgymnastik ihren Glukosestoffwechsel offenbar signifikant verbessern können. Das Team um Matthew McCarthy vom Diabetes Research Center im Leicester General Hospital hatte für seine Studie 13 körperlich inaktive adipöse Teilnehmer (BMI ≥ 30 kg/m2) ausgewählt. An diesen führten die Forscher jeweils zwei Testreihen in zufällig festgelegter Reihenfolge durch: Im ersten Setting mussten die Probanden am Untersuchungstag durchgehend siebeneinhalb Stunden sitzen und sich dabei möglichst wenig bewegen. Auch kurzes Aufstehen war verboten, Toilettengänge mussten mit dem Rollstuhl erledigt werden. In der zweiten Versuchsreihe, die im Abstand von einer Woche stattfand, wurden dieselben Teilnehmer angehalten, im Laufe der siebeneinhalb im Sitzen verbrachten Stunden alle 30 Minuten ein jeweils fünfminütiges Armtraining durchzuführen, und zwar insgesamt zwölfmal, sodass sie auf eine Trainingszeit von insgesamt einer Stunde kamen. Das Armtraining war so ausgelegt, dass es vom Energieaufwand her einem Spaziergang mit einer Geschwindigkeit von 3 km/h entsprach. Deutlich verbesserte Blutwerte Am Abend vor der jeweiligen Experimentalphase hatten die Teilnehmer gefastet. Am Untersuchungstag erhielten alle ein standardisiertes Frühstück mit 8 kcal pro Kilo Körpergewicht und ein entsprechendes Menü zur Mittagszeit. Jeweils 30, 60, 120 und 180 Minuten nach den Mahlzeiten wurden Blutproben genommen und davon Blutglukose und Insulinwerte bestimmt. Das Ergebnis war überraschend eindeutig: Bei der Blutglukose war die postprandiale Zunahme der „Area under the curve“ (iAUC) in der Gruppe mit Armtraining im Mittel signifikant geringer als in der komplett immobilen Gruppe (3,1 mmol/l/h gegenüber 7,4 mmol/l/h; p = 0,001). Ähnliches galt für die iAUC für Insulin (554 mU/l/h vs. 696 mU/l/h; p = 0,047). Allein durch die Armbewegungen ließen sich also die postprandialen Glukosewerte um 57% und die Insulinwerte um 20% gegenüber der Vergleichsgruppe senken, so McCarthy et al. Das bedeute, dass offenbar die Aktivierung von Muskelgruppen im Oberkörper genüge, um die Insulinsensitivität in den Aktivitätsphasen maßgeblich zu steigern. Die Forscher erklären dies mit der verstärkten Durchblutung und der Hochregulierung des Glukosetransporterproteins GLUT, was postprandial zur schnelleren Wiederherstellung der Glukosehomöostase beitrage. Im Armtraining sehen die Experten eine ebenso nützliche wie praktikable Alternative zum Spaziergang für Menschen, die aus den verschiedensten Gründen nicht in der Lage sind aufzustehen, also nicht nur für Büroangestellte mit wenig „Bewegungsfreiheit“, sondern auch für Patienten, die an den Rollstuhl oder ans Bett gefesselt sind.

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Auch Armsport kann Glukosespitzen drücken

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft