Erschienen in:
01.03.2015 | Leitthema
Strabismus
verfasst von:
Prof. Dr. M. Gräf, B. Lorenz
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
|
Ausgabe 3/2015
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Strabismus ist der Überbegriff für jede Art von Schielen. Eine Einteilung ist nach den Kriterien angeboren oder erworben, primär oder sekundär, manifest oder latent, konkomitant oder inkomitant, nach der Ursache des Schielens im engeren Sinn oder nach der Schielrichtung und dem Motilitätsverhalten möglich. Die Strabismusfrüherkennung ist wichtig für die Amblyopieprävention sowie die Frühdiagnose von organischen Augenleiden und Systemerkrankungen. Manifestes Schielen kann direkt, durch fehlendes Stereosehen oder durch eine assoziierte Anisometropie auffallen. Berichte der Eltern über zeitweiliges Schielen sind ernst zu nehmen. Das weitere Management übernimmt der strabologisch kompetente Augenarzt. Ein erworbenes Schielen kann durch Erkrankungen des Zentralnervensystems, neurogene Paresen, neuromuskuläre Übertragungsstörungen, muskuläre und rein mechanische Ursachen raumfordernder, entzündlicher, traumatischer, metabolischer oder, beim Kind seltener, ischämischer Natur entstehen und bedarf umgehend der gezielten interdisziplinären Abklärung. Bevor eine aufwendige Diagnostik veranlasst wird, sollte aber klar sein, dass nicht nur eine angeborene oder dekompensierende Schielform vorliegt, die allein augenärztlich zu behandeln ist. Störungen dieser Art wie die angeborenen Fehlinnervationssyndrome („congenital cranial nerve disinnervation disorders“, CCDD) werden vergleichend zu erworbenen Paresen beschrieben. Es werden Untersuchungsmethoden dargestellt, die prinzipiell allerorts möglich sind. Sie bedürfen jedoch einiger Übung und sind gerade beim Kind nicht immer so einfach anwendbar, wie sie erscheinen.