Revidiertes investigatives (forensisches) Interviewprotokoll
A. Vorstellung
„Ich heiße [Name des/r Interviewers/in]. Heute ist der [Datum] und es ist [Uhrzeit] Uhr. Ich befrage [Name des Kindes] in [Ort].“
Bestätigen Sie, dass die Videokamera eingeschaltet ist.
„Hallo [Name des Kindes], ich freue mich dich kennenzulernen. Wie geht es dir?“
„Mein Name lautet [Name des/r Interviewers/in] und eine meiner Aufgaben ist es, mit Kindern über Dinge zu sprechen, die ihnen zuvor passiert sind. Wie du siehst, ist in diesem Raum eine Videokamera. Diese wird unser Gespräch aufnehmen, sodass ich mich an alles, was du mir erzählt hast, erinnern kann. Manchmal vergesse ich Dinge und die Kamera ermöglicht es mir, dir zuzuhören, ohne dass ich alles mitschreiben muss.“
Im Rahmen der Vorstellung können folgende Sätze eingebaut werden, um sich nach dem Wohlergehen des Kindes zu erkundigen:
„Fühlst du dich wohl?“
„Was kann ich machen, dass du dich wohler fühlst?“
B. Aufbau von Rapport und Erzähltraining
Warten Sie auf die Antwort des Kindes.
Sofern das Kind antwortet, drücken Sie Ihre Wertschätzung aus und bestärken Sie das Kind:
„Danke, dass du mir dies mitgeteilt hast, dadurch lerne ich dich besser kennen.“
„Es freut mich, dass ich mehr über dich erfahren darf.“
Fahren Sie mit B.3 fort, wenn Sie den Eindruck haben, dass das Kind direkt mit dem Erzähltraining beginnen soll.
Sofern das Kind nicht antwortet, kurze Antworten gibt oder nicht weiterwissen sollte, können Sie Folgendes sagen:
„Ich weiß, dass heute das erste Mal ist, dass wir uns sehen. Ich würde wirklich gerne mehr über dich erfahren.“
„Ich bin froh, dass ich heute mit dir sprechen kann, [Name des Kindes].“
Fahren Sie mit B.2 fort, wenn Sie der Ansicht sind, dass der Aufbau von Rapport notwendig ist.
Wenn das Kind nonverbale Anzeichen von Vermeidung oder eine Abwehrhaltung aufweisen sollte (z. B. sich von dem/der Interviewer/in abwenden und in die Luft starren sollte), sprechen Sie es direkt darauf an:
„[Name des Kindes], schau mir in die Augen.“
„[Name des Kindes], erzähle weiter und setze dich ruhig neben mich.“
„[Name des Kindes], ich sehe, dass du [weinst, nicht antwortest]. Sag mir, was in dir vorgeht, sodass ich dir helfen kann.“
„[Name des Kindes], danke, dass ich dir heute zuhören darf. Bitte erzähle mir, was du durchmachst.“
Warten Sie auf eine Antwort. Wenn das Kind weiterhin Zeichen von Vermeidung oder eine Abwehrhaltung aufweisen sollte: Bieten Sie ihr/ihm an über neutrale Themen zu sprechen, bevor Sie mit dem Interview beginnen (z. B. eventuell wurde der/die Betreuer/in, die Bezugsperson gefragt, welche Aktivitäten das Kind mag):
„Ich habe gehört, du magst [eine Aktivität, ein Hobby]. Erzähle mir etwas über [die Aktivität, das Hobby].“
Befragen Sie das Kind über markante Items (z. B. Anziehsachen):
„Wie ich sehe, trägst du [ein besonderes Kleidungsstück, beispielsweise ein Fußballtrikot]. Erzähle mir etwas über [dieses Item].“
Bieten Sie dem Kind an, etwas zu malen/zeichnen (siehe „Aufbau von Rapport, indem das Kind zusätzlich ein Bild malt“ Anlage 1):
„[Name des Kindes], möchtest du ein Bild malen über etwas, [was du gerne machst/was dir Spaß gemacht hat]? Hier sind ein paar Buntstifte und Papier für dich.“
Vermeiden Sie Fernsehsendungen, Videos und etwas aus der Fantasiewelt. Warten Sie auf eine Antwort.
Formulieren Sie verschiedene „einladende“ Aussagen und befragen Sie das Kind über unterschiedliche Themen. Eine dieser „einladenden Aussagen“ sollte sich an das innere Erleben des Kindes (Gedanken, Gefühle, Sensationen oder Emotionen) richten.
Wichtig! Erwähnen Sie nicht den Ort, an dem der mutmaßliche Missbrauch eventuell stattgefunden hat/stattgefunden haben soll.
Formulieren Sie mehrere „einladende“ Aussagen, um weitere Informationen über eine Vielzahl an Themen zu erhalten. Eine dieser „einladenden“ Aussagen sollte sich an das innere Erleben des Kindes (Gedanken, Gefühle, Sensationen oder Emotionen) richten.
Falls das Kind besorgniserregende Informationen preisgibt, explorieren Sie diese bitte kurz, in dem Sie unterstützende Aussagen formulieren. Prüfen Sie, ob das Kind bereits jemanden über das Geschehnis informiert hat:
„[Name des Kindes], du hast mir über [das besorgniserregende Ereignis] erzählt. Hast du mit einem Erwachsenen darüber gesprochen?“
Falls das Kind „Nein“ sagt, können Sie sagen:
„Möchtest du, dass ich dir dabei helfe, mit jemandem darüber zu sprechen?“
C. Erklärung und Anwenden von Grundregeln
Passen Sie die Fragen gemäß dem kindlichen Entwicklungsstand an.
Pause.
„Falls ich nicht verstehen sollte, was du meinst, werde ich dich darum bitten, es mir zu erklären.“
Pause.
„Wenn ich eine Frage stelle, worauf du die Antwort nicht weißt, sag mir einfach: ‚Ich weiß es nicht.‘ Also, [Name des Kindes], wenn ich dich beispielsweise frage: [z. B. was habe ich heute gefrühstückt], was würdest du dann sagen?“
Warten Sie auf eine Antwort.
Wenn das Kind, „ich weiß es nicht“, antwortet, sagen Sie:
„Gut. Du weißt es also nicht, [Name des Kindes], nicht wahr?“
Wenn das Kind rät, sagen Sie:
„Nein, [Name des Kindes]. Du kennst mich nicht und [z. B. du warst nicht dabei, als ich heute Morgen gefrühstückt habe], also weißt du die Antwort nicht. Wenn du die Antwort nicht wissen solltest, rate bitte nicht, sondern sag einfach, dass du es nicht weißt.“
Pause.
„Aber falls du die Antwort wissen oder dich an diese erinnern solltest, ist es sehr wichtig, dass du sie mir nennst, okay, [Name des Kindes]?“
Warten Sie auf eine Antwort.
„Also, wenn ich fragen würde, ob du ein zweijähriges Mädchen bist [gemäß dem Falle Sie interviewen einen fünfjährigen Jungen usw.], was würdest du sagen?“
Wenn das Kind dies verneinen sollte, aber Sie nicht korrigieren sollte, sagen Sie:
„Was würdest du sagen, wenn ich dich versehentlich als ein zweijähriges Mädchen bezeichnen sollte [gemäß dem Falle Sie interviewen einen fünfjährigen Jungen]?“
Warten Sie auf eine Antwort.
Bestärken Sie das Kind, falls sie/er korrekt antwortet: „Das ist richtig, [Name des Kindes]. Jetzt weißt du ja, dass du mich korrigieren sollst, wenn ich etwas Falsches sage oder etwas sagen sollte, das nicht stimmt.“
Pause.
Korrigieren Sie eine falsche Antwort:
„Nein, [Name des Kindes], du bist nicht [falsches Alter], du bist [richtiges Alter]. Also wenn ich jetzt sagen würde, dass du ein [falsches Geschlecht: Mädchen/Junge] bist, was würdest du sagen?“
Bestärken Sie das Kind, falls sie/er korrekt antwortet, korrigieren Sie eine falsche Antwort und üben Sie dies noch einmal:
„Nun, wenn ich sagen würde, dass du im Begriff warst aufzustehen, was würdest du sagen?“
Warten Sie auf eine Antwort.
„Okay. [Name des Kindes], nun hast du verstanden, dass wenn ich etwas sagen sollte, was nicht korrekt ist, du mich korrigieren musst und mir sagen musst, was richtig ist.“
D. Weiterführender Aufbau von Rapport und Training der gemeinsamen Rekonstruktion eines Geschehensablaufs aus dem episodischen Gedächtnis
Bitte eruieren Sie vor dem Interview ein kurzes, positives und bedeutungsvolles Geschehnis, welches sich vor Kurzem ereignete und an welchem das Kind aktiv beteiligt war. Falls möglich, wählen Sie ein Geschehnis, welches sich ungefähr zur gleichen Zeit wie der mutmaßliche bzw. der V. a. Missbrauch ereignet hat. Sofern der mutmaßliche Missbrauch an einem spezifischen Tag oder während eines spezifischen Ereignisses stattfand, fragen Sie nach einem anderen Ereignis.
„Es freut mich dich heute wieder zu treffen, [Name des Kindes], und ich würde dich gerne noch ein bisschen besser kennenlernen.“
E. Substanzieller Teil des Interviews
Wichtig! Sofern das Kind explizit, verbal Widerstand ausdrückt, ohne jedoch den Missbrauch zu einem Zeitpunkt abzustreiten, fahren Sie mit dem Punkt E.1.a „Unterstützung zur Handhabung von offenkundiger Ablehnung“ fort und gehen Sie mit dem Widerstand um, ohne weitere Aufforderungen zu verwenden.
„Nun, da wir uns ein wenig besser kennen, möchte ich darüber sprechen, warum [du heute hier bist, ich heute hier bin].“
Falls das Kind zu irgendeinem Zeitpunkt eine Anschuldigung äußert, fahren Sie mit dem Punkt E.2 fort.
Falls das Kind von einem irrelevanten Geschehen berichtet, sagen Sie:
„Ich höre, was du mir gerade sagst, [Name des Kindes]. Wenn du magst, können wir später darüber sprechen. Aber jetzt möchte ich etwas über eine andere Sache, die du erlebt hast, erfahren.“
1.
„Ich verstehe, dass dir möglicherweise etwas widerfahren ist. Erzähle mir alles, was passiert ist, von Anfang bis Ende.“
2.
„Wie ich dir bereits gesagt habe, ist es mein Job, mit Kindern, denen womöglich etwas widerfahren ist, zu sprechen. Es ist äußerst wichtig, dass du mir sagst, warum du denkst, dass [deine Mutter, dein Vater, deine Großmutter] [dich heute hierhergebracht hat/haben; ich bin heute hierhergekommen, um mit dir zu sprechen].“
3.
Sofern das Kind keine Anschuldigungen äußert und ausweichend wirkt und eine Abwehrhaltung einnimmt, versuchen Sie generelle unterstützende Aussagen an sie/ihn zu formulieren, welche sich nicht an sie/ihn spezifisch richten, und erwähnen Sie nicht den Missbrauch:
a.
„[Name des Kindes], mein Job ist es, Kindern zuzuhören, denen etwas widerfahren ist.“
b.
„[Name des Kindes], ich möchte es wirklich erfahren, wenn Kindern etwas zugestoßen ist. Dafür bin ich hier.“
c.
„[Name des Kindes], hier können Kinder über gute und schlechte Dinge sprechen, die sie erlebt haben.“
d.
„Meine Arbeit ist es zu versuchen, Kindern zu helfen.“
4.
„Ich habe gehört, dass du mit [einer Ärztin/einem Arzt, einer Lehrerin/einem Lehrer, einer/m Sozialarbeitenden, einer/m anderen Professionellen] um [Uhrzeit] in [Ort] gesprochen hast. Bitte erzähle mir, über was ihr gesprochen habt.“
5.
„Ich [habe gesehen, gehört], du hast/hattest [Verletzungen, blaue Flecken, die dokumentiert wurden] an [Körperteil]. Erzähle mir über diese.“
6.
„[Name des Kindes], ist dir in [Ort], um [Uhrzeit des mutmaßlichen Vorfalls] irgendetwas passiert?“
Falls das Kind keine Anschuldigung vorbringt und Anzeichen von Vermeidung aufweist oder eine Abwehrhaltung einnimmt, können Sie die oben aufgeführten unterstützenden Aussagen (a–d) oder eine der folgenden Aussagen, welche sich speziell auf das Kind beziehen, verwenden. Aber erwähnen Sie nach wie vor nicht den Missbrauch:
e.
„Du hast mir viel über dich erzählt. Ich habe das Gefühl, ich kenne dich nun besser und du kannst mir mehr [über Dinge, seien es gute oder schlechte Dinge] erzählen, die dir widerfahren sind.“
f.
„Du hast mir viel über dich erzählt, danke, dass du mich diese Dinge hast wissen lassen. Wenn du heute mit mir sprichst, erzähle mir über weitere Dinge, die dir passiert sind.“
g.
„[Name des Kindes], falls es irgendetwas geben sollte, was du mir sagen möchtest, [möchte ich dies wissen/dir zuhören. Es ist wichtig, dass ich dies weiß/dass ich dir zuhöre].“
Falls keine Anschuldigungen geäußert wurden oder nichts abgestritten wurde, evaluieren und planen Sie Ihre nächsten Schritte: Sie können anhand der verbalen sowie der nonverbalen Anzeichen von Vermeidung die Situation bewerten und entscheiden, ob Sie weiter fortfahren oder nicht. Ziehen Sie in Betracht, das Interview zu beenden (fahren Sie dann mit Punkt G fort) und planen Sie einen weiteren Interviewtermin, falls Sie annehmen, dass das Kind sich sträubt oder eine Zusammenarbeit meidet, und falls Sie annehmen, dass eine weitere Sitzung zum Aufbau von Rapport förderlich ist (Anlage 2).
Fahren Sie mit den Aufforderungen schrittweise fort, wenn Sie vermuten, dass:
-
ein Missbrauch nicht stattgefunden hat [weil es von Bedeutung sein könnte, zu verstehen, warum der Verdacht aufgekommen ist],
-
das Kind den Zweck des Interviews nicht versteht,
-
sich das Kind ihren Bemühungen widersetzt oder eine Zusammenarbeit meidet, jedoch eine ernstzunehmende Besorgnis über ihr/sein Wohlergehen besteht oder eine Ermittlung stattfindet.
7.
„[Name des Kindes], hat dich irgendjemand belästigt?“
8.
„[Name des Kindes], hat dir jemand etwas angetan, wovon du denkst, dass es nicht richtig war?“
9.
„[Name des Kindes], hat jemand [fassen Sie kurz die Anschuldigungen oder Verdachtsmomente zusammen, ohne den Namen des mutmaßlichen Täters zu präzisieren oder zu viele Details vorzugeben]?“
Falls das Kind keine Anschuldigungen äußert, jedoch Anzeichen von Vermeidung aufweist oder eine Abwehrhaltung einnimmt und es unabhängige Evidenz für einen Verdacht gibt, können Sie die oben aufgeführten Aussagen (a–g) oder eine der folgenden Aussagen gebrauchen:
h.
„[Name des Kindes], [ich bin/Personen sind] deinetwegen besorgt und ich möchte wissen, ob dir vielleicht etwas zugestoßen ist.“
i.
„[Name des Kindes], wenn dir etwas zugestoßen ist und du möchtest, dass es aufhört, kannst du mir davon erzählen.“
j-1.
„[Name des Kindes], wenn dir schwerfallen sollte darüber zu reden, erzähle mir, was es schwer macht, darüber zu sprechen?“
j-2.
„[Name des Kindes], gibt es etwas, das dir Sorgen bereitet?“
j-3.
„[Name des Kindes], was würde (denn) passieren, wenn du mir davon erzählen würdest?“
j-4.
„[Name des Kindes], hat dir jemand gesagt, dass du nicht davon erzählen darfst?“
k.
„Gelegentlich denken Kinder, dass wenn ihnen etwas passiert ist, dass es ihr Fehler sei, obwohl Kinder für diese Dinge nicht verantwortlich sind.“
l.
„Du hast die Wahl (Es ist deine Entscheidung), ob du mir darüber erzählen möchtest. Es ist außerdem meine Aufgabe, dich entscheiden zu lassen
.“
10.
„[Name des Kindes], ich verstehe [du, jemand] [hast/hat gesagt, gesehen], [fassen Sie kurz die Anschuldigungen oder Verdachtsmomente zusammen, ohne den Namen des mutmaßlichen Täters zu präzisieren oder zu viele Details vorzugeben]. Ich möchte herausfinden, ob dir vielleicht etwas passiert ist.“
Falls das Kind deutliche Schwierigkeiten hat oder sich dagegen sträubt, sich zu offenbaren, den Missbrauch aber nicht abgestritten hat, können Sie die oben aufgeführten unterstützenden Aussagen (a–l) verwenden. Bei offener Ablehnung können Sie die folgenden Aussagen gebrauchen:
m.
[Name des Kindes], ich verstehe, dass [Problematik, die das Kind zuvor erwähnt hat, z. B. es dir peinlich ist]. Lass uns anfangen, darüber zu sprechen, und ich werde versuchen, dir zu helfen.
n.
„Viele Kinder [Problematik, die das Kind zuvor erwähnt hat] und ich versuche zu helfen.“
o.
„Ich verstehe, dass du [Problematik, die das Kind zuvor erwähnt hat], erzähle mir mehr darüber.“
p.
Falls das Kind zum Ausdruck gebracht hat, dass es ihr/ihm an (Selbst‑)Vertrauen fehlt, sagen Sie ihr/ihm: „Ich bin mir sicher, dass du gut über die Sache sprechen kannst.“
q.
Falls das Kind sagte, dass sie/er über etwas Bestimmtes besorgt sein sollte, können Sie ihr/ihm, um sie/ihn zu beruhigen, sagen: „Mach dir keine Sorgen, ich werde [den anderen Kindern nichts erzählen/dafür sorgen, dass du nicht zu spät zur Bushaltestelle gelangst].“
r.
„Es ist deine Entscheidung, ob du mir davon erzählen möchtest, und ich werde deine Entscheidung akzeptieren.“
Falls sich das Kind zu einem Zeitpunkt im Zuge der Exploration, unabhängig davon, ob das Thema Missbrauch aufgekommen ist, widersetzt oder unkooperativ ist und wenn der Aufbau von Rapport durch eine weitere Sitzung gefördert wird, beenden Sie das Interview und planen Sie einen weiteren Termin (Anlage 2). Fahren Sie mit Punkt G fort, wenn Sie das Interview nun beenden wollen.
Während des gesamten substanziellen Teils des Interviews ist es wichtig, durchgehend den aufgebauten Rapport zum Kind zu pflegen und zu verbessern, indem Sie weiterhin unterstützende Aussagen formulieren und besagte Hemmungen, Konflikte und besagten Kummer ansprechen.
„[Name des Kindes], nun möchte ich sichergehen, dass ich alles verstanden habe, was du mir gesagt hast, und schauen, ob es noch etwas gibt, wonach ich fragen sollte. Ich werde nun einige Minuten (über das, was du mir erzählt hast/meine Notizen durchgehen und darüber) nachdenken.“
Überprüfen Sie während der Pause die Informationen, die Sie erhalten haben, überprüfen Sie, ob es fehlende Informationen gibt, und planen Sie die restliche Befragung. Stellen Sie sicher, dass Sie Fragen schriftlich formuliert haben, die eine Option vorgeben, und ziehen Sie in Erwägung, diese mit offenen oder leitenden Aufforderungen auszutauschen.
Sie sollten folgende fokussierende Fragen nur dann stellen, wenn Sie bereits andere Ansätze versucht haben und den Eindruck haben, dass einige bedeutsame forensische Informationen fehlen. Es ist sehr wichtig, dass Sie Fragen, die eine Option vorgeben, wann immer möglich, mit offenen Einladungen („Erzähle mir etwas darüber“) kombinieren.
Im Falle mehrerer Vorfälle sollten Sie das Kind auf die relevanten Vorfälle in seinen eigenen Worten hinweisen.
13.
„[Name des Kindes], als du mir über [konkreter Vorfall unter Angabe von Ort und Zeit] erzählt hast, hast du [eine Handlung, einen Gegenstand, ein Gefühl, einen Gedanken] erwähnt. [Name des Kindes], kannst du mir genau sagen, dass [ein Detail, dass das Kind bestätigen oder abstreiten soll]“. Beispiel: „Sarah, Du hast mir erzählt, dass du mit Leon in der Küche warst. Waren dort noch andere Personen?“
Falls in dem Moment angemessen, laden Sie das Kind wie folgt ein:
„Erzähle mir alles über diese/n/s [Handlung, Gegenstand, Gefühl, Gedanken].“
Bevor Sie zum nächsten Vorfall übergehen, vergewissern Sie sich, dass Sie alle fehlenden Informationen über jeden spezifischen Vorfall erhalten haben.
F. Offenbarung von Informationen
„Du hast mir erklärt, weshalb du heute hierhergekommen bist, um mit mir zu reden. Du hast mir eine Menge Informationen gegeben und das hilft mir wirklich zu verstehen, was passiert ist.“
Wenn das Kind erwähnt hat, dass es mit jemandem über den Vorfall/die Vorfälle gesprochen hat, können Sie Folgendes sagen:
„Nun möchte ich nachvollziehen können, wie andere von dem letzten Vorfall erfahren haben.“
Wenn das Kind nicht erwähnt haben sollte, dass es jemandem von dem Vorfall/den Vorfällen erzählt hat, haken Sie noch einmal nach, indem Sie sagen:
„Weiß noch jemand anderes davon?“
Explorieren Sie im Anschluss den Offenbarungsprozess und sprechen Sie die Zeit der Offenbarung, die Umstände, die Rezipienten, die Gespräche über das Ereignis und die Reaktionen an, um eine Offenbarung vonseiten des Kindes und der Rezipienten zu erhalten. Verwenden Sie nach Möglichkeit offene Fragen.
G. Ende des Interviews
„[Name des Kindes], was hast du nach unserem Gespräch noch vor?“
Sprechen Sie mit dem Kind ein paar Minuten über ein neutrales Thema.
Anlage 1: Aufbau von Rapport, indem das Kind zusätzlich ein Bild malt
Wenn das Kind während der Aufbauphase von Rapport nicht antwortet, verhalten oder verängstigt wirkt oder nicht bei der Sache ist, können Sie folgende einladende Aussagen verwenden:
„[Name des Kindes], möchtest du ein Bild über etwas malen, was du gerne machst?“
„[Name des Kindes], möchtest du ein Bild über etwas malen, was dir Freude bereitet hat?“
Bieten Sie dem Kind ein leeres Blatt und Stifte an und erlauben Sie ihm für mehrere Minuten zu malen.
Setzen Sie sich neben das Kind, lächeln Sie und ermutigen Sie sie/ihn, während sie/er das Bild malt, zu sprechen.
Interpretieren Sie das Bild nicht. Lassen Sie das vom Kind gemalte Bild außer Acht und beziehen Sie sich lediglich auf die verbalen Informationen, die das Kind gegeben hat, während es malt oder nachdem es gemalt hat. Verwenden Sie hierbei offene einladende Aussagen.
Sofern das Kind, während es malt oder nachdem es etwas gemalt hat, nicht spricht, gebrauchen Sie folgende offene einladende Aussage:
„Bitte erzähl mir etwas über das Bild, welches du gemalt hast.“
Sobald das Kind das Bild fertiggestellt hat, loben Sie es:
„Sehr gut, [Name des Kindes]. Danke, dass du das Bild gemalt hast.“