Erschienen in:
27.06.2019 | Erkrankungen der Schilddrüse | Originalien und Übersichten
Schilddrüsenveränderungen: Ein Vergleich ambulanter Abrechnungsdaten mit Daten einer populationsbasierten Studie
verfasst von:
Simone Kiel, M.Sc., Priv. Doz., Dr. rer. med. Till Ittermann, Prof. Dr. med. Henry Völzke, Prof. Dr. med., MPH Jean-François Chenot, Dr. med., MPH Aniela Angelow
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 8/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Kassenärztliche Abrechnungsdiagnosen werden u. a. zur Qualitätssicherung und für Schätzungen von Prävalenz und Ressourcenverbrauch genutzt. Untersuchungen zur Validität zeigten erhebliche Limitationen. Bisher gibt es in Deutschland keine populationsbasierten Daten zur Übereinstimmung von ambulanten Abrechnungsdiagnosen mit klinischen Primärdaten von Schilddrüsenveränderungen.
Ziel der Arbeit
Untersucht wurde die Übereinstimmung kassenärztlicher Abrechnungsdaten für die ICD-Diagnosen Schilddrüsenknoten, Struma, Hyperthyreose, Hypothyreose und Thyreoiditis mit Untersuchungsdaten und Angaben aus dem Interview der populationsbasierten Kohortenstudie der Study of Health in Pomerania (SHIP).
Material und Methoden
Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommerns wurden auf individueller Ebene für den Zeitraum 2002–2016 mit Daten der SHIP gelinkt. Die Übereinstimmung wurde mittels Sensitivität, Spezifität sowie positiv und negativ prädiktiven Wertes (PPW, NPW) untersucht. Alle Angaben wurden gewichtet, um die Bevölkerungsrepräsentativität zu gewährleisten.
Ergebnisse
In die Analyse wurden Daten von 5746 Probanden (46 % Männer, durchschnittliches Alter 55 Jahre, SD [Standardabweichung] ± 15, Min.: 20 Jahre, Max.: 93 Jahre) eingeschlossen. Auf Basis der Untersuchungsdaten hatten 63 % der Probanden eine Schilddrüsenveränderung (3451/5511, fehlende Werte n = 235), auf Basis der Abrechnungsdaten waren es 25 % (1421/5746). Die Sensitivität betrug abhängig von der untersuchten Schilddrüsenveränderung 12–36 %, die Spezifität 84–98 %, der PPW lag am höchsten bei Schilddrüsenknoten (75 %) und Hypothyreose (70 %); der NPW lag zwischen 63 % und 94 %.
Diskussion
Schilddrüsenveränderungen sind in der Bevölkerung sehr häufig und oft nicht diagnostiziert. Kassenärztliche Abrechnungsdaten haben eine geringe Sensitivität, um klinisch relevante Schilddrüsenveränderungen abzubilden.