Erschienen in:
13.07.2017 | Originalarbeit
Substanzkonsum und Gewaltwiderfahrnisse Jugendlicher
Ist „teen dating violence“ ein Risikofaktor für gesundheitsschädigende Bewältigungsstrategien?
verfasst von:
Lieselotte Lieding, Sophia Mählmann, Beate Blättner
Erschienen in:
Prävention und Gesundheitsförderung
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Ausgabe 1/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Gewaltwiderfahrnisse in Intimbeziehungen Jugendlicher („teen dating violence“) werden als potentieller Risikofaktor für gesundheitsschädigendes Verhalten diskutiert. Für Präventionsstrategien interessiert, inwieweit das epidemiologische Studien belegen.
Methodik
In den Datenbanken CINAHL, EMBASE, PsycINFO, Cochrane Library, Web of Science und im freien Netz wurden Längsschnittstudien gesucht, die Substanzkonsum als Folge von „teen dating violence“ untersuchten.
Ergebnisse
Den Einschlusskriterien entsprachen 7 Studien. In jeweils einer Studie wurde ein Zusammenhang von „teen dating violence“ zu einem erhöhten Marihuanakonsum bei Mädchen (OR 2,1; 95 %-KI 1,22–3,70) und bei Jungen (OR 1,34; 95 %-KI 1,03–1,74), in 2 Studien mit gemischtgeschlechtlicher Population bei Jungen (Klasse 8: b = 0,55, p < 0,01; Klasse 12: b = 1,14, p < 0,001) und bei beiden Geschlechtern (ERR 1,21; 95 %-KI 0,96–1,52, ERR 1,30; 95 %-KI 0,81–2,11) beschrieben. 4 Studien beobachteten einen erhöhten Tabakkonsum in geschlechtsheterogenen Studienpopulationen (B = 0,31, SE = 0,14, p < 0,03), bei Mädchen (OR 2,28; 95 %-KI 1,39–3,74, OR 1,53; 95 %-KI 1,13–2,06, OR 2,15; 95 %-KI 1,07–4,35) oder bei Jungen (OR 3,04; 95 %-KI 1,16–7,95). Erhöhter Alkoholkonsum wurde in 2 Studien gemessen, bei Mädchen (OR 1,44; 95 %-KI 1,03–1,74) und bei geschlechtsheterogenen Studienpopulationen (B = 0,25; SE = 0,14; p < 0,05). 2 Studien beschrieben eine erhöhte Substanzabhängigkeit bei Mädchen (ß = 0,16; 95 %-KI 0,06–0,26) und in geschlechtsheterogener Studienpopulation (OR 10,61; p < 0,011).
Schlussfolgerung
Die geringen Effektmaße, die durch das Studiendesign verursachten Limitationen und die fehlende Berücksichtigung von Confoundern bedingen, dass solche Gewaltwiderfahrnisse nicht sicher als Risikofaktor gelten können.