Erschienen in:
22.06.2018 | Suizid | Originalien
Suizid oder Homizid? Eine rechtsmedizinische Auswertung letaler Bolzenschussverletzungen
verfasst von:
B. Ondruschka, K. Heil, S. Schulz, J. Dreßler, Dr. S. Morgenthal
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 5/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Letale Bolzenschussverletzungen stellen im rechtsmedizinischen Obduktionsgut eine Rarität dar und erfordern spezielle Kenntnisse über die typische Wundmorphologie, die Ätiologie und häufige Begleitumstände.
Ziel der Arbeit
Es sollten eine aktuelle, übersichtliche und zusammenfassende Darstellung aller mit Bolzenschusstodesfällen einhergehenden Fallumstände und der Vergleich mit einschlägiger Literatur erfolgen.
Material und Methoden
Alle rechtsmedizinischen Obduktionsprotokolle zwischen 1980 und 2017 der Institutsstandorte Leipzig und Chemnitz wurden retrospektiv ausgewertet. Die Falldetails wurden aufgearbeitet und deskriptiv beurteilt.
Ergebnisse
Die Häufigkeit von obduzierten Leichen nach Tod durch Bolzenschuss weicht über annähernd 4 Jahrzehnte nicht voneinander ab. Alle Suizidenten waren männlichen Geschlechts; die jeweilige Schussabgabe erfolgte gegen den Kopf. In etwa der Hälfte der Fälle war ein geübter Umgang mit Bolzenschussapparaten bekannt. Bei einzelnen Suiziden waren seltene Schusslokalisationen festzustellen. Es fanden sich 3 Tötungsopfer, die jeweils 2 Bolzenschussverletzungen aufwiesen. Arbeitsunfälle gingen mit kopffernen Bolzenschussverletzungen einher. In Abhängigkeit von der individuellen Verletzung sind längere Überlebenszeiten mit sekundären Todesursachen registriert worden.
Schlussfolgerung
Der bisher erste erweiterte Suizid und die erste Doppeltötung mithilfe eines Bolzenschusses werden dargestellt. Mehrfache Schussverletzungen und eine okzipitale/nuchale Schusslokalisation am Kopf sind gehäuft bei einer Tatdurchführung durch fremde Hand festzustellen.