BPS: Drei Faktoren erhöhen Suizidrisiko

Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) haben einer neuen Studie zufolge ein erheblich höheres Suizidrisiko als Menschen mit anderen Persönlichkeitsstörungen – besonders, wenn drei Kriterien erfüllt sind. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Im Vergleich zu Personen mit anderen Persönlichkeitsstörungen haben BPS-Patienten ein deutlich höheres Suizidrisiko, haben US-amerikanische Forscher herausgefunden. Zudem identifizierten sie drei BPS-Diagnosekriterien als signifikante, unabhängige Risikofaktoren für Suizidversuche in dieser Patientengruppe: Identitätsstörungen, anhaltende Gefühle der Leere und übertriebene Bemühungen, nicht verlassen zu werden. Dr. Shirley Yen von der Harvard Medical School in Boston und ihr Team werteten Daten aus einer Längsschnittstudie zu Persönlichkeitsstörungen aus, mit Schwerpunkt auf BPS-Patienten. Die Teilnehmer waren wegen schizotyper, ängstlicher, anankastischer oder Borderline-Persönlichkeitsstörungen in stationärer oder ambulanter Behandlung. Zudem gab es eine Kontrollgruppe mit Patienten mit depressiven Störungen, die keine oder nur eine minimale Persönlichkeitsstörung hatten. Das Durchschnittsalter lag bei 33 Jahren, 64% waren Frauen. Probanden bis zu zehn Jahre nachbeobachtet Die rund 700 Teilnehmer wurden zu Studienbeginn und dann jährlich über bis zu zehn Jahre mithilfe von Fragebögen zur Diagnostik von DSM-IV-Persönlichkeitsstörungen und Selbstberichten eingestuft. Auch die Suizidalität wurde dabei jedes Mal bewertet. Es wurden demografische und klinische Risikofaktoren für Suizidversuche untersucht, einschließlich BPS und damit verbundenen Kriterien. Weibliches Geschlecht, niedrigeres Bildungsniveau und Arbeitslosigkeit waren signifikant mit einem gesteigerten Suizidrisiko assoziiert, wobei jeder dieser Faktoren mit einem etwa anderthalbfach erhöhten Risiko einherging. Sexuelle Missbrauchserfahrungen in der Kindheit, posttraumatische Belastungsstörungen, Alkohol- und Substanzkonsumstörungen waren sogar mit einem rund zweieinhalbfach erhöhten Risiko für Suizidversuche assoziiert. Niedrigstes Risiko bei Zwangsstörungen BPS war die Persönlichkeitsstörung, die mit dem höchsten Suizidrisiko einherging, es war um das Sechseinhalbfache gesteigert gegenüber der Kontrollgruppe. Wurden die Fälle mit Selbstverletzungstendenzen ausgeschlossen, blieb es immer noch fast um das Fünffache erhöht. Das niedrigste Risiko wurde bei Patienten mit Zwangsstörungen beobachtet. Drei BPS-Kriterien waren signifikant mit einem gesteigerten Risiko für Suizidversuche assoziiert. Bei Identitätsstörungen war es um mehr als das Doppelte, bei übertriebenen Bemühungen, nicht verlassen zu werden, um beinahe das Zweifache und bei einem anhaltenden Gefühl der Leere um gut das Anderthalbfache erhöht. Empfehlung der Redaktion Zwangsstörung – Themenseite Welche aktuellen Therapieprinzipien für Patienten mit Zwangserkrankungen gibt es und wie können Diagnosen verlässlich gestellt werden? Auf der Themenseite finden Sie Übersichten, CME-Kurse, Nachrichten und mehr. Als mögliche Ursache vermuten die Forscher, dass diese Faktoren zwischenmenschliche Beziehungen und die Fähigkeit, Ziele zu erreichen, signifikant beeinträchtigen können. Das könne im Laufe des Lebens zunehmend zum Problem werden, da Beziehungen und Erfolge ansonsten Selbstmordtendenzen abfedern könnten. „Ärzte sollten beim Beurteilen des Suizidrisikos von BPS-Patienten besonders auf diese drei Faktoren achten“, resümieren Yen und Kollegen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Sind Borderline-Persönlichkeitsstörungen und damit verbundene diagnostische Kriterien mit Suizidversuchen assoziiert? Antwort: Identitätsstörungen, Gefühle der Leere und übertriebene Bemühungen, nicht verlassen zu werden, waren signifikant mit Suizidversuchen assoziiert. Bedeutung: Diese drei Faktoren sollten beim Bewerten des Suizidrisikos von BPS-Patienten berücksichtigt werden. Einschränkung: Die Analysen basieren auf Eigenangaben der Teilnehmer, auch wenn diese teilweise überprüft wurden.

Springer Medizin

BPS: Drei Faktoren erhöhen Suizidrisiko

Weiterführende Themen

Neu in den Fachgebieten Neurologie und Psychiatrie

Niedriger diastolischer Blutdruck erhöht Risiko für schwere kardiovaskuläre Komplikationen

Demenzkranke durch Antipsychotika vielfach gefährdet

Parkinson-Therapie im Wandel – aktuelle Leitlinie im Fokus

Weniger postpartale Depressionen nach Esketamin-Einmalgabe