Reaktionen zum Nicht-Beschluss zur ärztlichen Suizidassistenz

Im Bundestag sind beide Gesetzesanträge zur Neuregelung der Suizidbeihilfe durchgefallen – Personen aus Medizin und Politik leiten daraus unterschiedliche Konsequenzen ab. Ärzteschaft und Politik haben unterschiedlich auf die Abstimmung des Bundestags zur Sterbebeihilfe reagiert. Der frühere Weltärztebund-Chef und ehemalige Präsident der Bundesärztekammer, Professor Ulrich Montgomery, zeigte sich erleichtert, dass keiner der beiden im Parlament diskutierten Gesetzentwürfe eine Mehrheit bekommen habe. Beide Vorschläge hätten „letztendlich zu einer Profanisierung der Sterbehilfe beigetragen und das wäre schlecht“, sagte Montgomery am Freitag im Interview mit dem „Deutschlandfunk“. Seit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in der Sache 2020 habe es keine „Dammbrüche“ und kein Ansteigen der Suizidalität gegeben. „Insofern glaube ich, dass genug getan ist im Moment.“ Kammer Nordrhein: Ersten vor dem zweiten Schritt tun Die Ärztekammer Nordrhein teilte am Freitag mit, es sei richtig, dass sich der Bundestag für einen Ausbau der Suizidprävention und gegen eine Neuregelung der Suizidhilfe entschieden habe. Damit bleibe die Möglichkeit, „den ersten Schritt vor dem zweiten zu tun“ und zunächst die Hilfen zum Weiterleben zu fördern, bevor das Parlament danach gegebenenfalls die Suizidassistenz neu regele. Es dürfe nicht dazu kommen, dass Unterstützung zum Suizid leichter zugänglich sei als Angebote der Suizidprävention. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Professor Andreas Meyer-Lindenberg, hatte das Parlament dagegen aufgerufen, sich erneut um eine Regelung der Suizidassistenz zu bemühen. Dabei seien unbedingt Fachleute mit Expertise für psychische Gesundheit einzubeziehen. Die Karlsruher Verfassungsrichter hatten vor gut drei Jahren das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe für verfassungswidrig erklärt, weil es das Recht des Einzelnen auf selbstbestimmtes Sterben verletze. Im Bundestag waren am Donnerstag zwei Gesetzesvorschläge zur Neuregelung der Suizidassistenz durchgefallen. Gleichwohl stimmte der Bundestag einem Antrag zu Suizidprävention zu. Berichten zufolge strebt der SPD-Abgeordnete Lars Castellucci einen erneuten Anlauf an, um eine gesetzliche Neuregelung der Suizidassistenz im Bundestag herbeizuführen. Lauterbach: Eine gewisse Rechtsunsicherheit Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte kurz nach der Ablehnung der beiden Gesetzentwürfe von einer gewissen Rechtsunsicherheit gesprochen. Er gehe davon aus, dass jetzt offene Fragen im Zusammenhang mit der Sterbehilfe – etwa zur ärztlichen Verschreibung todbringender Medikamente – mangels gesetzlicher Vorgaben von Gerichten geklärt werden müssten. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete und Arzt Professor Armin Grau bedauerte, dass sich der Bundestag zu keiner Regulierung der Suizidhilfe habe durchringen können. Als Neurologe sei er persönlich mehrfach mit dem Wunsch schwerkranker Patienten konfrontiert gewesen, ihrem Leben mithilfe anderer ein Ende zu setzen. Rund 90 Prozent der Suizide stünden jedoch im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen, „viele davon wären behandelbar gewesen“, erklärte Grau. „Daher ist es dringend erforderlich, dass im Beratungsprozess bei der Suizidhilfe eine psychiatrische Untersuchung stattfindet.“ Er setze darauf, dass in weiteren fraktionsübergreifenden Beratungen eine Lösung für eine Regelung der Suizidhilfe gefunden werden könne. Quelle: Ärzte Zeitung

Springer Medizin

Reaktionen zum Nicht-Beschluss zur ärztlichen Suizidassistenz

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Onkologie

Sintilimab mit positiven Ergebnissen bei fortgeschrittenem Magenkrebs

Erhöhtes Risiko für Aneurysmen und Dissektionen unter VEGFR-TKI

Blinde Flecken in der Hautkrebsvorsorge

Krebs im Kopf- und Halsbereich: Überlebensnachteil in Ostdeutschland

Update Onkologie