Bestimmte Hauterkrankungen gehen mit einem erhöhten Risiko für vollendete Suizide einher. Dies betrifft vor allem Melanome und andere Formen von Hautkrebs, aber auch die Hidradenitis suppurativa. Das ist das Ergebnis einer Metaanalyse von 17 Studien.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Hauterkrankungen können die Betroffenen psychisch stark beeinträchtigen – ob daraus auch eine erhöhte Suizidrate resultiert, ist aber noch unklar. Viele epidemiologische Studien würden sich mangels belastbarer Zahlen vor allem auf Suizidgedanken und Suizidversuche konzentrieren und weniger auf vollendete Suizide, berichten Dermatologinnen und Dermatologen um Dr. Bor Hrvatin Stancic von der Medizinischen Klinik der Universität in Ljubljana, Slowenien. Anhand einer Metaanalyse von 17 Studien kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass Menschen mit häufigen Hauterkrankungen wie Psoriasis oder atopischer Dermatitis nicht öfter Suizid begehen als solche ohne. Unter Menschen mit Hautkrebs und Hidradenitis suppurativa lässt sich jedoch eine erhöhte Rate vollendeter Suizide feststellen.
Insgesamt haben Stancic und Mitarbeitende Daten von 3,8 Millionen Patienten mit Hauterkrankungen und mehr als 33 Millionen Kontrollpersonen in die Analyse einbezogen. Insgesamt wurden 13 Hauterkrankungen berücksichtigt, unter anderem Psoriasis, atopische Dermatitis, Ekzeme, Melanome, nichtmelanozytärer Hautkrebs sowie Hidradenitis suppurativa. Die Einschlusskriterien erforderten Studien mit mindestens zehn erwachsenen Patienten, die einen direkten Bezug zwischen einer Hauterkrankung und vollendetem Suizid untersuchten. Sämtliche Studien wurden zwischen 2006 und 2022 publiziert, sie stammten aus acht verschiedenen Ländern. Die wichtigsten Ergebnisse:
- Psoriasis: Insgesamt 14 Studien lieferten Angaben zu vollendeten Suiziden, darunter drei Fall-Kontroll-Studien sowie elf Kohortenstudien. Über alle Studien hinweg war die Suizidrate bei Menschen mit Psoriasis um 42% erhöht, die Differenz zu Menschen ohne Psoriasis war jedoch nicht statistisch signifikant.
- Dermatitis: Acht Studien, darunter vier Kohortenstudien, drei Fall-Kontroll-Studien sowie eine Querschnittstudie, hatten die Suizidrate bei verschiedenen Formen von Dermatitiden geprüft. Auch hier ergab sich tendenziell ein erhöhtes Suizidrisiko (plus 54%); der Zuwachs erwies sich ebenfalls nicht als statistisch signifikant.
- Melanome: Sechs Kohortenstudien sowie eine Fall-Kontroll-Studie ergaben eine knapp verdreifachte Suizidrate bei dieser Form von Hautkrebs, und hier war das Ergebnis statistisch belastbar.
- Nichtmelanozytäre Hauttumoren: Zwei Studien machten dazu Angaben und kamen bei Frauen auf eine signifikant um 30% erhöhte Suizidrate. Unter Männern war die Rate jedoch nicht erhöht.
- Hidradenitis suppurativa: Fünf Studien, von denen nur zwei in der Analyse berücksichtigt wurden, kamen auf eine signifikant verdreifachte Suizidrate.
- Andere Hautkrankheiten: Insgesamt vier Studien prüften einen Zusammenhang mit Suiziden. Eine fand eine signifikant erhöhte Suizidrate bei Alopecia areata, eine andere einen Trend, aber keine statistisch belastbare Differenz für Frauen mit Akne. Für weitere Hauterkrankungen gab es keine klaren Trends für eine erhöhte Suizidalität.
Stancic und Mitarbeitende betonen die Bedeutung einer frühzeitigen psychologischen und psychiatrischen Mitbetreuung von Patientinnen und Patienten mit Hauterkrankungen, besonders bei Hidradenitis suppurativa und Melanom. Letztlich lägen aber für die meisten Hauterkrankungen nicht genügend Daten vor, um das Suizidrisiko zu beurteilen.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Erhöhen Hauterkrankungen das Risiko für vollendete Suizide? Antwort: Einer Metaanalyse zufolge sind Hidradenitis suppurativa und Hauttumoren mit einem erhöhten Suizidrisiko assoziiert. Andere Hautkrankheiten wie Psoriasis und atopische Dermatitis weisen keine klare Verbindung zur Suizidalität auf. Bedeutung: Eine frühzeitige psychologische und psychiatrische Betreuung von Patientinnen und Patienten mit Hauterkrankungen, besonders mit Hidradenitis suppurativa und Melanom, könnte sich lohnen. Einschränkung: Sehr heterogene Studien. Letztlich liegen zu wenige belastbare Daten für klare Aussagen vor. |