Einblicke in die S3-Leitlinie supportive Therapie

Die S3-Leitlinie umfasst zehn wichtige Themenbereiche der Supportivtherapie, etwa „ossäre Komplikationen“ sowie „Nausea und Emesis“. Auf der DGHO-Jahrestagung 2016 wurden erste Einblicke in die Empfehlungen zu diesen beiden Schwerpunkten gewährt. „Ich hätte gerne gesagt: Das ist die Endfassung – es ist sie fast“, erklärte Dr. Franziska Jahn vom Universitätsklinikum in Halle. Sie unterstützt Prof. Karin Jordan vom Universitätsklinikum Halle bei der Koordination der S3-Leitlinie supportive Therapien. 337 Empfehlungen beinhaltet die Querschnittsleitlinie insgesamt. Bearbeitet wurden die Schwerpunkte „Tumortherapie-induzierte Anämie“, „Nausea und Emesis“, „Neutropenie“, „Hauttoxizität“, „orale Mukositis“, Tumortherapie-induzierte Diarrhö“, „Neurotoxizität“, „ossäre Komplikationen“, „Paravasate“ und „supportive Maßnahmen in der Radioonkologie“. Die Empfehlungen basieren unterschiedlich stark auf De-novo-Recherche, Expertenkonsens und Leitlinienadaptationen, wie Jahn berichtete. Bei dem Schwerpunkt Nausea und Emesis habe man sich z. B. an den Leitlinien der Multinational Association of Supportive Care in Cancer (MASCC) orientiert, die 2016 aktualisiert worden seien. Sowohl medikamentöse Tumortherapie als auch Radiotherapie hätten im Fokus gestanden. Erstmals seien auch Empfehlungen für Kinder ausgesprochen worden. Die Einteilung des emetogenen Potenzials in vier Risikogruppen von niedrig bis hoch emetogen sei beibehalten worden, informierte Jahn. AC-basierte Chemotherapien würden nun klar als hoch emetogen eingruppiert. Hingegen gelte Carboplatin weiter als moderat emetogen, würde aber differenzierter beleuchtet. So könne ab einer AUC ≥ 4 die Dreifachprophylaxe aus 5-HT3-Rezeptorantagonist (RA), Neurokinin-1-RA und Dexamethason erfolgen. Zudem wurde das emetogene Potenzial von 36 neuen Substanzen beschrieben. „Eine große Herausforderung ist es, mit den ständig neu aufkommenden Medikamenten Schritt zu halten“, berichtete Jahn. Fluch und Segen der verbesserten Medikation „Die Leitlinie ist noch nicht publiziert“, erklärte Professor Bernhard Wörmann, medizinischer Leiter der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO). „Aber ich glaube, die Konzepte können wir Ihnen klar machen.“ Er gab einen Einblick in die insgesamt 58 Empfehlungen zum Vorgehen bei ossären Komplikationen. „Ossäre Metastasierungen sind eines der dominierenden Probleme bei einer ganzen Reihe von onkologischen Indikationen“, erklärte Wörmann. Zudem erleben immer mehr Patienten das Stadium der massiven und symptomatischen ossären Metastasierung. Denn neue, wirkungsvolle Medikamente ermöglichen ihnen eine längere Lebenszeit. „Das ist Fluch und Segen der verbesserten Medikation“, konstatierte Wörmann. Zum Teil gebe es wenig Evidenz aus Studiendaten zu bestimmten Fragestellungen, so der Onkologe. Deshalb finde man immer wieder Empfehlungen auf Basis von Expertenkonsens. Sehr einig waren sich die Experten zum Beispiel, dass ein Therapievorschlag bei ossären Komplikationen interdisziplinär erarbeitet werden muss. Orchestrierung der Möglichkeiten „Wir haben heute in der Onkologie bei den Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung eine unglaubliche Vielzahl an Möglichkeiten“, erklärte Wörmann. Deshalb erfolgte in einigen Bereichen auch eine Priorisierung der Maßnahmen. Es bestand zum Beispiel klarer Konsens darüber, dass bei Patienten mit symptomatischer ossärer Metastasierung die medikamentöse Schmerztherapie an erster Stelle steht. „Das Thema, das am meisten an uns herangetragen wird, ist die osteoprotektive Therapie mit Bisphosphonaten oder RANKL-Antikörpern“, berichtete Wörmann. Daher finden sich in der Leitlinie auch hierzu differenzierte Empfehlungen. Genauso wie zum Vorgehen bei Notfällen infolge einer ossären Metastasierung, z. B. einer Knochenfraktur mit eindeutiger Myelokompression. Zudem gibt es einiges Neues, etwa zur Frage des Dosierungsintervalls bei Bisphosphonaten oder der Bestrahlung von asymptomatischen Knochenmetastasen. „Ich glaube der große Wert einer Querschnittsleitlinie ist, dass auch Informationen aus anderen Fachgebieten mit eingebracht werden“, sagte Wörmann. Die Konsultationsphase ist bereits abgeschlossen, nun werden letzte Anmerkungen aufgearbeitet und dann soll bald die Publikation folgen.

Springer Medizin

Einblicke in die S3-Leitlinie supportive Therapie

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Onkologie

Bei Senioren mit Prostatakarzinom auf Anämie achten!

ICI-Therapie in der Schwangerschaft wird gut toleriert

Krebspatienten impfen: Was? Wen? Und wann nicht?

Müde im Alter? Auch an die Nebenniere denken

Update Onkologie