Mit jedem Beat weniger Angst vor dem Tumor

Krebspatienten könnten mit Hilfe von Musiktherapie ihre Ängste abbauen und womöglich ihre Stimmung aufhellen, Schmerz reduzieren und ihre Lebensqualität steigern. Dies lassen die Ergebnisse eines aktuellen Cochrane-Reviews vermuten. Das psychische und physische Wohlbefinden von Erwachsenen und Kindern mit Krebs leidet häufig unter der Erkrankung. Schon seit Jahren untersuchen deshalb Wissenschaftler, ob sich mit Musik die Lebensqualität der Patienten steigern lässt. Die meisten Studien in diese Richtung lieferten allerdings unterschiedliche Ergebnisse oder seien sehr klein und hätten somit kaum statistische Relevanz, wie Cheryl Dileo vom Boyer College of Music and Dance, Temple University, Philadelphia, PA/USA, und ihre US-amerikanischen, kanadischen und australischen Kollegen in einem systematischen Review schreiben [Cochrane Database Syst Rev. 2011 Aug 10;(8):CD006911]. Patienten beurteilten in Fragebögen ihre Angst selbst Um die Bedeutung von Musik zu begreifen, untersuchten die Autoren deshalb Daten von 1.891 Patienten in 30 Studien. In 17 Studien hörten die Patienten lediglich Musik-CDs, während sie in den restlichen 13 Untersuchungen unter Anleitung von Musiktherapeuten u.a. auch selbst musizieren durften. Für wie lang und wie oft die Behandlung stattfand, variierte stark in den berücksichtigten Studien. Trotzdem stellte sich heraus, dass musikalische Interventionen die Angst von Krebspatienten zurückdrängen kann: Die von den Patienten selbst beurteilte Angst sank auf der STAI (State-Trait Anxiety Inventory)-Skala um durchschnittlich 11,20 Einheiten (95%-Konfidenzintervall [95%-KI] -19,59 bis -2,82; p=0,009) und auf anderen Skalen um 0,61 standardisierte Einheiten (95%-KI -0,97 bis -0,26; p=0,0007). Aus den Daten ließ sich auch schlussfolgern, dass sich der Gemütszustand durch Musik verbesserte (standardisierte mittlere Abweichung [standardised mean difference, SMD] = 0,42; 95%-KI 0,03 bis 0,81; p = 0,03). Depressionen blieben von der Musikintervention unbeeinflusst. Etwas schmerzfreier durch Musik Zusätzlich reduzierte sich mithilfe der Musik in geringem Maße die Herzrate, die respiratorische Rate und der Blutdruck. Außerdem konnte die Therapie den Schmerz moderat zurückdrängen (SMD = -0,59; 95%-KI -0,92 bis -0,27; p=0,0003), ohne allerdings eine Fatigue oder den physischen Status zu verändern. Die zusammengefassten Ergebnisse aus zwei Studien ließen einen positiven Effekt der Musiktherapie auf die Lebensqualität vermuten (SMD = 1,02; 95%-KI 0,58 bis 1,47; p = 0,00001). Welchen Einfluss Musikinterventionen auf Disstress, Körperempfinden, Sauerstoffsättigung, Immunsystem, Spiritualität und Kommunikation haben, konnte nicht festgestellt werden. Ob die Wirkung von interaktiver Musiktherapie mit dem alleinigen Musikhören vergleichbar ist, ließ sich nicht untersuchen, da laut den Autoren nicht alle Studien dasselbe Studienziel aufwiesen bzw. zu wenige Studien denselben Endpunkt hatten. Fazit der Autoren Musikinterventionen könnten Angst, Schmerz, Gemütszustand und Lebensqualität von Krebspatienten positiv beeinflussen und möglicherweise die Herzrate, die respiratorische Rate und den Blutdruck geringfügig verbessern. Das systematische Review beruhe aber auf Studien mit methodischen Mängeln und die Ergebnisse müssten deshalb vorsichtig interpretiert werden, schreiben die Wissenschaftler. Mehr auf springermedizin.de - jetzt kostenlos registrieren! Registrieren Sie sich kostenlos und lesen Sie unter anderem: Künstlerische Therapien in der Onkologie Musik als Ergänzung zur Schmerztherapie auch für Tumorpatienten? CME: Todkranke Kinder palliativ bis zum Ende begleiten Zwischen Furcht und Panik

Springer Medizin

Mit jedem Beat weniger Angst vor dem Tumor

Neu im Fachgebiet Onkologie

Adjuvante Immuntherapie verlängert Leben bei RCC

Alectinib verbessert krankheitsfreies Überleben bei ALK-positivem NSCLC

Bei Senioren mit Prostatakarzinom auf Anämie achten!

ICI-Therapie in der Schwangerschaft wird gut toleriert

Update Onkologie