Frequenzkontrolle bei supraventrikulärer Tachykardie: Metoprolol oder Diltiazem?

Ob Patienten mit supraventrikulärer Tachykardie im Notfall den Betablocker Metoprolol oder den Kalziumkanalblocker Diltiazem erhalten, scheint für die Frequenzkontrolle zwei Stunden später einerlei zu sein. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Supraventrikuläre Tachykardien sind ein häufiger Grund, weshalb Patienten medizinische Notdienste in Anspruch nehmen. Nicht selten steckt ein Vorhofflimmern oder -flattern hinter den Beschwerden. Als initiales Therapieziel gilt das Erreichen einer Herzfrequenz von weniger als 110/min, da die Komplikationsrate in diesem Bereich laut Studienergebnissen nicht höher ausfällt, als wenn ein Frequenzziel unter 80/min angestrebt wird. Therapeutisch empfohlen werden in solchen Fällen Betablocker oder Kalziumkanalblocker vom Nicht-Dihydropyridin-Typ, also etwa Metoprolol oder Diltiazem. Welche von beiden Substanzen für das Erreichen des Therapieziels besser geeignet ist, hat eine Gruppe von Pharmazeuten um Patrick McGrath vom Buffalo General Medical Center in Buffalo in einer retrospektiven Kohortenstudie untersucht. Beteiligt waren 349 Patienten, die alle mit einer Frequenz von wenigstens 120/min in die Notaufnahme gekommen waren. 166 erhielten Metoprolol (5–10 mg), 183 Diltiazem (15–35 mg). Den primären Endpunkt der Studie, eine Frequenz von unter 110/min zwei Stunden nach der letzten Medikamentengabe, erreichten 45,8% der Patienten mit Metoprolol und 42,6% mit Diltiazem. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant. Auch im sekundären Endpunkt der Frequenzkontrolle nach einer Stunde gab es keine entscheidende Differenz (47,0% vs. 41,6%). Allerdings wirkte Diltiazem in der ersten halben Stunde signifikant stärker: Die absolute Frequenz ging im Schnitt um 29,3 vs. 23,1 Schläge pro Minute zurück, prozentual nahm die Frequenz um 21,1% vs. 15,9% ab. Später verloren sich diese Unterschiede. Hypotonie unter Diltiazem Bemerkenswert war, dass Diltiazem bei Patienten mit der Aufnahmediagnose eines Vorhofflimmerns zunächst mehr ausrichtete: 37 von 61 Patienten (60,7%) unter Diltiazem vs. 10 von 39 (25,6%) unter Metroprolol kamen binnen Stundenfrist in den kontrollierten Frequenzbereich. Auch diese Differenz war jedoch nach zwei Stunden verschwunden. Bradykardien unter 60/min waren mit keiner Therapie ein großes Problem (3,8% unter Diltiazem, 1,2% unter Metoprolol; nicht signifikant). Diltiazem verursachte indessen signifikant mehr diastolische Hypotonien von weniger als 60 mmHg (37,7% vs. 22,3%). Bei den systolischen Hypotonien von unter 90 mmHg war mit 9,3% vs. 5,4% wiederum kein bedeutsamer Unterschied auszumachen. Hinsichtlich des primären Ziels der Frequenzkontrolle nach zwei Stunden ließ sich demnach kein Vorteil für eine der beiden Substanzen feststellen. „Vorsicht ist allerdings angesagt, wenn es Bedenken mit Blick auf Hypotonie gibt“, meinen McGrath und Kollegen. „In solchen Fällen ist womöglich Metoprolol die bevorzugte Wahl.“ Das Wichtigste in Kürze Frage: Metoprolol oder Diltiazem – welche Substanz eignet sich besser zur Eindämmung einer supraventrikulären Tachykardie etwa bei Vorhofflimmern? Antwort: Mit Blick auf die Frequenzkontrolle nach zwei Stunden sind beide Substanzen gleich gut geeignet. Diltiazem birgt aber ein höheres Hypotonierisiko. Bedeutung: Die Studie bestätigt die Empfehlung, Patienten mit supraventrikulärer Tachykardie im Notfall mit einem Betablocker oder einem Kalziumkanalblocker vom Nicht-Dihydropyridin-Typ zu behandeln. Bestehen Bedenken, dass der Blutdruck zu stark fallen könnte, ist ein Betablocker vielleicht die bessere Wahl. Einschränkung: Die Studie hat ein retrospektives Design, zudem war die Teststärke so angelegt, dass erst ein relativ großer Unterschied von 25% in den Wirkungen der Substanzen erkannt worden wäre.

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