Erschienen in:
05.04.2022 | Antiphospholipid-Syndrom | Forschung aktuell
Die Rolle des Mikrobioms bei Lupus und Antiphospholipidsyndrom
verfasst von:
Sylvio Redanz, Univ.-Prof. Dr. med. Martin A. Kriegel
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
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Ausgabe 5/2022
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Zusammenfassung
Bei dem systemischen Lupus erythematodes (SLE) und dem Antiphospholipidsyndrom (APS) handelt es sich um verwandte, systemweite Autoimmunerkrankungen unklarer Ätiologie. Zwar sind genetisch prädisponierende Faktoren bekannt; diese können allerdings nicht allein ausschlaggebend sein für den Ausbruch und Schweregrad dieser Erkrankungen. Hier erläutern wir die Rolle des bakteriellen Mikrobioms bei der Entstehung und Progression dieser rheumatischen Erkrankungen. Wir fassen dabei die neuesten Erkenntnisse auf dem Gebiet der Mikrobiomforschung anhand von tierexperimentellen Ansätzen, Patientenkohorten und humanen Proben zusammen. Wir gehen auf verschiedene autoimmunitätsfördernde kommensale Bakterien, sog. Pathobionten ein, die aus dem Darm, der Haut und der Mundhöhle stammen. Wir beschreiben zudem deren unterschiedliche Wirkmechanismen: Enterococcus gallinarum und Limosilactobacillus reuteri, die über Translokation aus dem Dünndarm zur Leber und Milz adaptive Autoimmunität und innate Typ-I-Interferon-Signalwege induzieren; Bacteroides thetaiotaomicron, Actinomyces massiliensis, Pseudopropionibacterium propionicum, Corynebacterium amycolatum, Ruminococcus gnavus und Roseburia intestinalis, die über Kreuzreaktivität mit Autoantigenen (Ro60, dsDNA und β2-Glykoprotein I) dazu führen, dass pathogene T‑Zell- und Autoantikörperantworten entstehen. Abschließend gehen wir auch auf potenzielle, zukünftige Behandlungsansätze ein wie die Immunisierung gegen bestimmte Pathobionten oder die gezielte Beeinflussung des Mikrobioms über Ernährungsansätze, die im Tiermodell erfolgreich Autoimmunpathologien vermindern können.