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01.04.2019 | Szintigrafie | Nachrichten

Störfall in der Nuklearmedizin

Mobiltelefone können Gamma-Kameras irritieren

verfasst von: Robert Bublak

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Es gibt viele Orte und Situationen, in denen Mobiltelefone stören. Der Bereich nuklearmedizinischer Diagnostik gehört dazu. Denn Gamma-Kameras sind anfällig für elektromagnetische Interferenz, die durch die Telefone verursacht werden kann.

Vor einigen Jahren erschien ein kleiner Fallbericht im Fachjournal „Clinical Nuclear Medicine“ (2011;36:1131–2). Iranische Nuklearmediziner schilderten darin den Fall einer 32-jährigen Frau, die sich mit Verdacht auf renale Hypertonie einer Szintigrafie der Nieren unterziehen musste. Als während der Untersuchung das Mobiltelefon der Frau klingelte, veränderte sich das szintigrafische Bild, das nun eine abnorme Anreicherung zeigte, offenkundig aufgrund einer Störung der Photoelektronenvervielfacher. Die Störung ereignete sich trotz einer Abschirmung, die Interferenzen mit dem Erdmagnetfeld verhindern sollte; anscheinend war das durch das Telefon erzeugte elektromagnetische Feld erheblich stärker.

Die Versuche wurden von anderen Forschern unter verschiedenen Bedingungen wiederholt, wobei die Ergebnisse je nach Typ des Mobiltelefons unterschiedlich ausfielen. Eine australische Arbeitsgruppe hat das Problem noch einmal aufgegriffen. Melissa Dowling von der Charles Sturt University in Wagga Wagga hat sich dafür eines Schilddrüsenphantoms bedient, das unter der nuklearmedizinischen Gamma-Kamera drei kalte und einen heißen Knoten aufweist.

Dowling und Kollegen testeten drei Positionen eines Mobiltelefons relativ zum Phantom: direkt aufliegend, direkt daneben und in etwa 10 cm Abstand positioniert. Vier Modi wurden untersucht: Stand-by, Klingeln bei Anruf, Anrufbeantwortung, Abspielen von Musik.

Auch hier zeigte sich, dass Mobiltelefone die Funktion von Gamma-Kameras prinzipiell beeinflussen können. In den Scans des Schilddrüsenphantoms zeigten sich ringförmige Artefakte um den kalten Knoten basal im rechten Lappen. Allerdings reagierten nicht alle Gamma-Kameras gleich empfindlich; ob eine Störung auftritt, hängt offenbar von der Abschirmung gegen elektromagnetische Felder ab.

Interessanterweise waren die Artefakte zum Teil auch im Stand-by-Modus des Telefons sichtbar; frühere Untersuchungen hatten hier keine Effekte gefunden. „Mobiltelefone sind in der Lage, elektromagnetische Interferenzen zu erzeugen, die in allen Modi artifizielle Zähldaten bei manchen Gamma-Kameras erzeugen können“, folgern Dowling und Kollegen. Es sei daher Vorsicht angebracht. Empfohlen werde, Mobiltelefone während nuklearmedizinischer Diagnostik nicht am Patienten zu belassen. Auch das Personal sollte bezüglich eigener Geräte entsprechende Vorkehrungen treffen, damit die Datensammlung per Gamma-Kamera nicht beeinträchtigt wird.

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Literatur

Dowling M et al. Impact of Mobile Phone Interference on Gamma Camera Performance. J Med Imaging Radiat Sci 2019;50:136–41
https://doi.org/10.1016/j.jmir.2018.06.003

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