Koronarangiografien und -interventionen Wie steht es um die Strahlenbelastung des Personals bei distalem radialem Zugang?
- 30.10.2025
- TCT 2025
- Nachrichten
Geht es nach einer koreanischen Studie, macht es für die Strahlenbelastung von Kardiologinnen und Kardiologen keinen Unterschied, ob bei der Herzkatheteruntersuchung der linke distale oder der rechte proximale radiale Zugang gewählt wird.
Seit einiger Zeit gewinnt der sogenannte distale transradiale Zugangsweg (dTRA) für Koronarangiografien und -interventionen an Bedeutung [1, 2]. Koreanische Forscherinnen und Forscher haben sich nun in einer randomisierten Studie angesehen, wie es um die Strahlenbelastung für Kardiologinnen und Kardiologen steht, wenn sie diese Zugangsroute wählen – und nicht den „konventionellen“ proximalen transradialen Zugang (pTRA). Ergebnisse der Studie waren kürzlich auch auf der 37. Transcatheter Cardiovascular Therapeutics Conference (TCT) der Cardiovascular Research Foundation (CRF) präsentiert worden [3, 4].
Konkret hatten die Forschenden um Oh-Hyun Lee vom Yonsei University College of Medicine in Yongin, Südkorea, die Strahlenexposition bei Eingriffen über den linken dTRA mit der bei Eingriffen über den rechten pTRA verglichen, wobei die Untersuchenden jeweils auf der rechten Seite der Patientin bzw. des Patienten positioniert waren [3]. Dass das Team dabei neben dem Arterienpunktionsort (distal versus proximal) auch die Patientenseite (links versus rechts) variiert hat, begründen die Forschenden (indirekt) mit dem Untersucherkomfort. Während bei pTRA die rechte A. radialis leichter für die Untersucherin, den Untersucher erreichbar sei (auch wenn andere prozedurale Aspekte ggf. für einen linksseitigen Zugang sprächen [vgl. 5]), biete der linke dTRA „die prozeduralen Vorteile eines linksseitigen radialen Zugangs ohne die körperlichen Unannehmlichkeiten“ für die den Eingriff durchführende Person [vgl. 1].
Das Studienkollektiv bestand aus rund 1.000 Patientinnen und Patienten, bei denen eine geplante Herzkatheteruntersuchung anstand und die dann qua Zufall im Verhältnis 1:1 einer von beiden Zugangsgruppen zugeteilt wurden. Alle Eingriffe erfolgten in drei Krankenhäusern auf Basis standardisierter Protokolle unter Nutzung des gleichen Equipments und wurden von fünf Personen durchgeführt, die hinsichtlich beider Routen als „versiert“ galten.
Die Strahlenbelastung der Untersucher wurde an drei Stellen gemessen (linkes Handgelenk, linke Brust, linke Kopfseite). Diesbezüglich fanden sich zwischen beiden Zugangsgruppen keine statistisch signifikanten Unterschiede (kumulative Dosis, linke dTRA versus rechte pTRA):
- Linke Hand: 4,76 versus 5,20 μSv; p = 0,342
- Linke Brust: 1,28 vs. 1,97 μSv; p = 0,199
- Linke Kopfseite: 2,00 versus 1,83 μSv; p = 0,416
Die Auswertung der Strahlenbelastung von Brust und Kopf bezeichnet das Team in der Diskussion allerdings als „explorativ“, da es hier an ausreichender statistischer Power gefehlt habe, um diese formal zwischen den Gruppen vergleichen zu können.
Ihre Studie sei von besonderer Bedeutung, da sie direkte Evidenz dafür liefere, dass die linke dTRA die Strahlenbelastung im Vergleich zur rechten pTRA nicht erhöhe, bilanzieren Lee und sein Team. „Dieser Befund legt nahe, dass das Strahlenrisiko nicht als limitierender Faktor für die Anwendung der linken dTRA in der klinischen Routine betrachtet werden sollte.“
Das ursprüngliche Ziel der Studie von Lee et al. war es eigentlich, zu zeigen, dass die Eingriffsvariante mit linkem dTRA zu einer geringeren Strahlenexposition für die Untersuchenden führt. Das vorab spezifizierte Überlegenheitskriterium wurde allerdings verfehlt.
Weiteres zu Ergebnissen und Methodik
Für die dTRA wurde die Arteria radialis im Bereich der Foveola radialis punktiert. Diese dreieckige Vertiefung wird auch als „Tabatiere“ bzw. als „anatomische Snuffbox“ bezeichnet, wobei beide Begriffe daher rühren, dass einige Schnupftabakkonsumenten an dieser Stelle gern den Tabak für das Schnupfen platzieren.
Auch bezüglich sekundärer Endpunkte (darunter die Dauer des Eingriffs oder ein Crossover von einem auf den anderen Zugangsweg) fanden sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.
Alle Eingriffe seien von körperlich ähnlich großen Personen vorgenommen worden, schreiben Lee et al. Auch die Position der Behandelten und der Behandelnden sei während der Eingriffe konsistent gewesen.
Limitationen?
Die Forschenden weisen selbst auf eine Reihe an Limitationen hin, darunter: „Die Übertragbarkeit der Studienergebnisse auf westliche Populationen sollte mit Vorsicht betrachtet werden, da die Studie in Südkorea durchgeführt wurde und potenzielle Unterschiede in den anthropometrischen Merkmalen bestehen könnten, die die Strahlenexposition und -streuung beeinflussen.“
Da nicht nach Geschlecht stratifiziert worden war, fanden sich Dysbalancen im Geschlechterverhältnis zwischen beiden Gruppen. Zudem waren bestimmte Indikationen (akuter Myokardinfarkt oder hämodynamische Instabilität) von der Untersuchung ausgeklammert worden.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Macht es für die Strahlenbelastung von Kardiologinnen und Kardiologen einen Unterschied, ob bei einer Herzkatheteruntersuchung der linke distale transradiale (dTRA) oder der rechte proximale transradiale Zugangsweg (pTRA) gewählt wird? Ergebnisse: Daten einer randomisierten Studie aus Südkorea sprechen dagegen. In puncto Strahlenexposition fanden sich zwischen beiden Gruppen keine statistisch signifikanten Unterschiede. Bedeutung: Das Team argumentiert, dass die Sorge vor einer höheren Strahlenbelastung kein Grund sein sollte, sich in der Praxis gegen den linken dTRA zu entscheiden. Einschränkung: Ergebnisse müssen in nichtasiatischen Populationen validiert werden. Bestimmte Indikationen wie akuter Myokardinfarkt waren ausgeklammert. |