Erschienen in:
18.03.2019 | Notfallmedizin | Originalien
Notärztliche Durchführung von Narkosen
Eine Istanalyse der Jahre 2015–2017
verfasst von:
Dr. med. A. Luckscheiter, T. Lohs, M. Fischer, W. Zink
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 5/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Präklinische Notfallnarkosen sind aufgrund verschiedenster Faktoren selbst für erfahrene Notärzte risikobehaftet. Unter anderem deshalb ist 2015 in Deutschland die Handlungsempfehlung zur prähospitalen Narkose beim Erwachsenen als Hilfestellung für Notärzte bei Narkoseführung und -Monitoring erschienen. Unbekannt ist jedoch, inwieweit diese Empfehlungen Anwendung finden.
Material und Methoden
Aus dem Register der Stelle zur Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg wurden Monitoring, Atemwegsmanagement, verwendete Narkosemedikamente sowie notärztliches Fachgebiet bei präklinischen Narkosen der Jahre 2015–2017 erfasst. Anschließend wurden die Entsprechung mit den in der Handlungsempfehlung genannten Szenarien (kardiale Patienten, Patienten mit akuter respiratorischer Insuffizienz bzw. akutem neurologischem Defizit und Traumapatienten) ermittelt.
Ergebnisse
In 12.605 ausgewerteten Narkosen wurden vorwiegend Midazolam und Propofol als Hypnotika verwendet. Die Einhaltung der Empfehlung war bei kardialen Patienten 35 %, bei Patienten mit akuter respiratorischer Insuffizienz 51 % bzw. mit akutem neurologischen Defizit 52 % und bei Traumapatienten 79 %. Die Atemwegssicherung erfolgte zu 88,5 % mittels endotrachealer Intubation (Kapnographie 79 %). Fachspezifische Unterschiede ergaben sich im Atemwegsmanagement für die eingesetzten Hilfsmittel, die Kapnographie und für die Häufigkeit des subjektiv schwierigen Atemwegs. Ebenso war die Einhaltungsquote bei Traumapatienten und Patienten mit akutem neurologischen Defizit für anästhesiologische Notärzte höher als für nichtanästhesiologische.
Diskussion
Die Studie ergab eine mangelnde Umsetzung der pharmakologischen Vorschläge der Handlungsempfehlung außer für Traumapatienten. Abweichungen könnten durch Rettungsmittelausstattung, Ausbildungskonzepte, persönliche Erfahrung mit Narkosemedikamenten oder das notärztliche Fachgebiet entstehen. Angepasste Aus- und Weiterbildungskonzepte könnten zu einer erhöhten Versorgungsqualität beitragen.