Markproben aus intraossärem Zugang bedingt analysetauglich

Ist es im Notfall unmöglich, die Venen von Patienten zu punktieren, kann ein intraossärer Zugang weiterhelfen. Daraus erhaltene Blutproben lassen sich laborchemisch untersuchen. Doch können die Parameter von den gewohnten Normwerten abweichen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Intraossäre Zugänge dienen der Verabreichung von Flüssigkeit und Medikamenten für den Fall, dass es nicht gelingt, Notfallpatienten einen venösen Zugang zu legen. Üblicherweise wird dabei eine kleine Menge Knochenmark aspiriert, um die korrekte Lage der Nadel zu bestätigen. Im Prinzip könnte diese Probe dazu benutzt werden, eine Point-of-Care-Analyse diverser Elektrolyt- und anderer Laborparameter vorzunehmen und so die Behandlung der Patienten zu steuern. Doch dazu müsste bekannt sein, wie die an der Markprobe bestimmten Werte von den üblichen Konzentrationen in venösem oder arteriellem Blut abweichen. Ein Team um die Notfallmedizinerin Milla Jousi von der Universitätsklinik Helsinki ist dem Problem in einer kleinen Studie mit 33 präklinischen Notfallpatienten nachgegangen. Die Werte der Knochenmarksproben aus dem intraossären Zugang wurden dafür den Messungen aus arteriell gewonnenem Blut gegenübergestellt. Zudem wurden 16 Notärzte daraufhin befragt, ob sich die festgestellten Abweichungen in einem akzeptablen Rahmen bewegten. Entnahme gelingt bei 70% Die Entnahme einer Knochenmarksprobe gelang bei 23 der 33 Patienten (70%). Fehlschläge gab es vor allem bei älteren Patienten und solchen mit höherem Glasgow Coma Score. Akzeptable Schwankungen in den Werten der Knochenmarks- und arteriellen Proben zeigten sich beim Basenüberschuss, bei pH, Bikarbonat, Glukose, ionisiertem Kalzium und Natrium. Die Kaliumkonzentrationen lagen hingegen systematisch höher, im Schnitt um 1,8 mmol/l. Eine weite Schwankungsbreite ergab sich für Hämoglobin und Hämatokrit, wobei es Hinweise auf zufällige, nicht kontrollierbare Messfehler gab. Der Sauerstoffpartialdruck war aus physiologischen Gründen allgemein niedriger und der Kohlendioxidpartialdruck höher als im arteriellen Blut. Einigermaßen verlässlich waren damit nach Ansicht von Jousi und Kollegen die aus dem Knochenmark bestimmten Werte für Basenüberschuss, pH, Bikarbonat, Glukose, Kalzium und Natrium. Allerdings waren die Abweichungsspannen sämtlicher Werte größer – obzwar mitunter nur wenig – als die Bereiche, die von den befragten Notärzten als noch akzeptabel angegeben worden waren. Es kommt auf die Situation an Allerdings komme es auch auf die konkrete Situation an, so die finnischen Mediziner. So ist eine genaue Bestimmung des Kohlendioxidpartialdrucks bei Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma eminent wichtig, weniger dringend hingegen bei Patienten, die aufgrund einer Intoxikation bewusstlos geworden sind. Auch ist in Notfällen die Messgenauigkeit für Glukose bei Patienten mit niedrigen Konzentrationen wichtiger als für Patienten mit hohen Konzentrationen. Jousi und ihre Mitarbeiter halten die Parameterbestimmung aus Knochenmarksproben, die von intraossären Zugängen stammen, für hilfreich bei der therapeutischen Entscheidungsfindung. Allerdings seien die genannten Einschränkungen zu beachten. Auf keinen Fall dürfe der Umstand, dass Knochenmarks- und arterielle Messwerte korrelieren, mit einer Übereinstimmung der Werte verwechselt werden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lassen sich im Notfall wichtige Laborparameter aus den Knochenmarksproben von intraossären Zugängen bestimmen? Antwort: Die Werte für Basenüberschuss, pH, Bikarbonat, Glukose, ionisiertes Kalzium und Natrium lassen sich mit akzeptabler Abweichung von arteriellen Werten aus Knochenmark bestimmen. Bedeutung: Wenn kein anderes Material verfügbar ist, kann bei Notfallpatienten mit intraossärem Zugang versucht werden, Therapieentscheidungen mithilfe der aus Knochenmark bestimmten Laborwerte zu steuern. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Abweichungen von den arteriellen Werten ein relevantes Maß erreichen können. Einschränkung: Die Studie war für einen Methodenvergleich zu klein, die Versorgung der Notfallpatienten ging vor, was zu Verzögerungen in der Probenanalyse führte.

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