Erschienen in:
01.08.2016 | Telemedizin | Innovationen in der Intensivmedizin
Telemedizin in der Intensivmedizin – Möglichkeiten und Grenzen einer Innovation
verfasst von:
Dr. R. Deisz, G. Marx
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
|
Ausgabe 8/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Intensivmedizin wird durch den demographischen Wandel und zunehmende Behandlungszahlen, bei gleichzeitig bestehendem Ärztemangel, vor eine Herausforderung gestellt. Eine Möglichkeit, die Versorgung auch in Zukunft zu gewährleisten, stellt die Teleintensivmedizin dar. In den USA hat sich durch den Mangel an Intensivmedizinern in den letzten Jahren bereits eine umfassende teleintensivmedizinische Zusatzversorgung entwickelt; mittlerweile sind 11 % aller Krankenhäuser durch ein Telemedizinzentrum mitbetreut. Der positive Einfluss in Bezug auf Behandlungsqualität, Patientensicherheit und ökonomische Faktoren wurde in zahlreichen Multicenterstudien bestätigt.
Ergebnisse klinischer Studien
In der größten Multicenterstudie von Lilly et al., mit 107.432 Patienten in der Interventionsgruppe, führten
telemedizinische Interventionen zu einer Reduktion der Krankenhaussterblichkeit sowie der Sterblichkeit auf der
Intensivstation. Darüber hinaus konnte die Liegedauer im Krankenhaus und auf der Intensivstation gesenkt
werden. Weitere in Metaanalysen ausgewertete Studien bestätigten
diese Ergebnisse und untersuchten weitere Aspekte. Die Rate beatmungsassoziierter Pneumonien wie auch
katheterassoziierter Infektionen konnte reduziert werden. Durch erhöhte Leitlinienadhärenz wurden die Patientensicherheit und das Behandlungsergebnis verbessert. Die Behandlungskosten konnten insgesamt gesenkt werden. Die positiven Ergebnisse ließen sich auch auf größere und akademische Krankenhäuser übertragen, jedoch muss betont werden, dass eine ungeprüfte Übertragung auf andere Gesundheitssysteme aufgrund unterschiedlicher Ausgangsbedingungen nicht angenommen werden sollte. Letztendlich muss untersucht werden, inwiefern sich die Ergebnisse auch auf die Situation in Deutschland übertragen lassen.
Schlussfolgerung
Durch teleintensivmedizinische Zusatzversorgung kann eine relevante Verbesserung intensivmedizinischer Behandlungsergebnisse sowohl während des Krankenhausaufenthalts als auch im Langzeitergebnis bis zur Entlassung ins häusliche Umfeld erreicht werden. Teleintensivmedizin ist weder ein Allheilmittel, noch ein Arzt-ersetzendes Verfahren, sondern eine neue Form ärztlicher Kooperation zum Nutzen unserer schwerkranken Patientinnen und Patienten.