Erschienen in:
08.01.2019 | Ultraschall | Übersicht
Therapie der Rotatorenmanschettenruptur – ein Evidenzupdate
verfasst von:
Dr. Eduard Buess
Erschienen in:
Obere Extremität
|
Ausgabe 1/2019
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Zusammenfassung
Rupturen der Rotatorenmanschette (RM) zeigen eine starke Altersabhängigkeit mit ansteigender Prävalenz auf bis zu 62 % bei den über 80-Jährigen. In einem großen unselektionierten Kollektiv wurden sonographisch 21 % Komplettrupturen entdeckt, die Prävalenz asymptomatischer Rupturen betrug 13 %. Als Studienmodell für den natürlichen Krankheitsverlauf eignen sich Ultraschalllongitudinalstudien von asymptomatischen RMR (RM-Rupturen) bei Patienten mit einer symptomatischen kontralateralen Schulter. Die meisten degenerativen Rupturen entstehen 15 mm dorsal der Bizepssehne, weniger als ein Drittel betreffen auch den ventralen Sehnenstreifen, das sog. „anterior cable“. Da diese Fälle zu schnellerer Muskeldegeneration neigen, ist bei Verletzung des „anterior cable“ die Operationsindikation eher zu stellen. Etwa die Hälfte der degenerativen Rupturen vergrößern sich über 5 Jahre; Komplettrupturen haben eine viel höhere Wahrscheinlichkeit der Vergrößerung und fettigen Muskelinfiltration als Partialrupturen. Der Referenzpunkt für eine wahrscheinlich erfolgreiche Heilung liegt bei einer Größe von max. 2 cm, einem Goutallier-Stadium von max. 2 und einem Alter von unter 69 Jahren. Die RMR ist – obwohl teuer – für die Gesamtgesellschaft kosteneffektiv, v. a. auch durch die Reduktion der indirekten Krankheitskosten. Einigkeit besteht, dass die meisten traumatischen Komplettrupturen operiert werden sollten, hingegen ist die Behandlung von degenerativen Läsionen umstritten. Level-I-Studien fanden im Vergleich operativ vs. konservativ nur kleine Unterschiede. Der arthroskopische Repair ist heute der Goldstandard. Zweireihige Rekonstruktionen ergeben höhere Heilungsraten bei klinisch geringem Unterschied zu einreihigen; ankerlose arthroskopische Techniken könnten in naher Zukunft eine Renaissance erleben.