Therapiestandards beim Ovarialkarzinom kritisch überdenken

Seit 2000 führt die Kommission Ovar der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) ein Aktionsprogramm zur Verbesserung der Therapie des Ovarialkarzinoms durch. Eine aktuelle Analyse untersuchte die Versorgungsstruktur und Qualität der Therapie in Deutschland und ihre Entwicklung seit 2001. Seit Einführung des Aktionsprogramms hat sich die Therapie des Ovarialkarzinoms verbessert. Es erhalten aber immer noch zu wenige Patientinnen den Therapiestandard. Die altersadjustierte 5-Jahresüberlebensrate bei einem Ovarialkarzinombeträgt laut der Eurocare-4-Studie (Diagnose 1995–1999) 34% und hat sich in den letzten Jahren nur langsam um etwa 2% verbessert. Brisant dabei: Die Prognose wird durch klinische und tumorbiologische Faktoren, aber wesentlich auch von der Qualität der Therapie bestimmt, dem einzigen beeinflussbaren Prognosefaktor. Seit 2000 wird von der Kommission Ovar der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) ein Programm zur Verbesserung der Versorgungsqualität von Patientinnen mit Ovarialkarzinom ((QS-OVAR )durchgeführt. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse der dritten Erhebung sollen zeigen, welche Entwicklung die Qualität genommen hat und geben zudem erstmals auch Einblick in die Qualität der Rezidivbehandlung. Die adäquate Behandlung von Patientinnen mit Ovarialkarzinom ist bisher in Deutschland nur unzureichend sichergestellt. Ein Großteil der Patientinnen wird nicht nach etablierten evidenzbasierten Kriterien behandelt, sondern mit zum Teil sehr heterogenen Behandlungskonzepten als Ausdruck bestehender Unsicherheit und möglicherweise fehlender Kompetenz und fehlendem Wissen. QS-OVAR 2001 und 2004 zeigen aber, dass sich die Therapie in einigen Aspekten verbessert hat und die Überlebenswahrscheinlichkeit beim Ovarialkarzinom ganz erheblich von der Qualität der operativen und systemischen Therapie abhängt. Zudem verdeutlicht das leitlinienorientierte QS-OVAR-Projekt, dass die nach Evidenzkriterien erarbeiteten Leitlinien ganz offensichtlich einen positiven Einfluss auf die Versorgungsqualität haben können. Verbesserungen werden vermutlich nur durch Anstrengungen auf verschiedenen Ebenen zu erreichen sein: Seit 2008 werden Gynäkologische Krebszentren nach den Anforderungen der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie in Zusammenarbeit mit den Arbeitsgemeinschaften der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) nach strengen Erhebungskriterien zertifiziert. Diese Zentren müssen neben den entsprechenden Fallzahlen eine adäquate Versorgungsstruktur und die Einhaltung leitliniengerechter Therapiestandards nachweisen. Des weiteren sollten die Inhalte der Schwerpunktweiterbildung „Gynäkologische Onkologie“, welche erst seit einigen Jahren in dieser Art etabliert ist, regelmäßig aktualisiert und interessierte Kollegen und Mitarbeiter dafür motiviert werden. Die Ergebnisse von QS-OVAR sollten Anreiz sein, hausinterne therapeutische „Standards“ kritisch zu überdenken und an diesem erfolgreichen Projekt teilzunehmen. Lesen Sie mehr dazu in der aktuellen Ausgabe von in Im Focus Onkologie, die am 21. April erschienen ist. Kliniken mit Studienteilnahme sowie weitere Informationen zum Qualitätssicherungsprogramm können auf der Internet-Seite www.eierstock-krebs.de abgerufen werden; dort und im elektronischen Anhang sind auch alle an der QS-OVAR teilnehmenden Kliniken aufgelistet.

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