Kalk-Score von 0: Gutes Zeichen nicht nur fürs Herz

Eine Langzeit-Analyse des CAC Consortium bekräftigt „die Macht der Null“: Asymptomatische Patienten mit einem Kalk-Score von 0 haben ein insgesamt niedriges Mortalitätsrisiko. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Menschen mit einem Kalk-Score von 0 haben offenbar nicht nur kardiovaskulär ein sehr geringes Risiko. Berichte legen nahe, dass sie auch von Erkrankungen wie Krebs, COPD oder Niereninsuffizienz seltener betroffen sind. Das Fehlen von Koronarkalk könnte also ein Zeichen gesunden Alterns sein. Diese Hypothese wird durch eine Studie gestützt, die Wissenschaftler um Michael Blaha von der Johns-Hopkins-Universität vorgelegt haben. Danach haben asymptomatische Patienten mittleren Alters mit einem Agatston-Score von 0 in den nächsten zwölf Jahren eine stabil niedrige kardiovaskuläre und Gesamtmortalität. Hoher Anteil von Patienten mit CAC = 0 Die Analyse beruht auf Daten von mehr als 66.000 asymptomatischen Personen, die sich einem Kalzium-Scoring per CT unterzogen hatten. Das Durchschnittsalter lag bei 54 Jahren und das Risiko für atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankung wurde als grenzwertig bis mittelgradig bewertet (mittleres 10-Jahres-Risiko 4,4%). Das Follow-up erstreckte sich über zwölf Jahre. Einen Kalk-Score (CAC) von 0 hatten 45% der Untersuchten. Bei 12% wurde eine minimale Kalzifizierung (CAC 1–10) festgestellt. Patienten mit einem CAC = 0 hatten erwartungsgemäß sehr niedrige Sterberaten durch KHK und kardiovaskuläre Ursachen (0,17% und 0,41%). Öfter, aber immer noch selten starben sie an Krebserkrankungen (0,97%). Alle drei Todesursachen traten in der Gruppe mit CAC 1–10 geringfügig und in der mit CAC > 10 substanziell häufiger auf. Im Alter unter 40 schon CAC 1-10 risikobehaftet Wurden bei den Vergleichen Differenzen im Risikoprofil der Gruppen mit einbezogen, zeigten sich nur noch zwischen den Gruppen mit CAC = 0 und mit CAC > 10 signifikante Unterschiede: In Letzterer lag das Sterberisiko insgesamt um 60% höher. Unter Berücksichtigung konkurrierender Todesursachen hatten Patienten mit CAC > 10 ein um den Faktor 2,3 bzw. 2,8 höheres Risiko, an KHK bzw. kardiovaskulären Erkrankungen zu sterben, ihr Risiko für einen krebsbedingten Tod war um 19% erhöht. Generell war der Nachweis jeglichen Koronarkalks ein stärkeres Indiz für eine erhöhte Mortalität, wenn die Patienten noch unter 40 waren. In dieser Altersgruppe war selbst bei CAC 1–10 das Risiko für einen kardiovaskulären Tod signifikant höher als bei CAC = 0, und zwar um mehr als das Vierfache. Ohne Kalk haben selbst Risikopatienten niedrige Sterberaten Die günstige Langzeitprognose bei CAC = 0 galt für Männer wie Frauen und machte sich selbst bei Diabetikern, aktiven Rauchern und positiver Familienanamnese für KHK bemerkbar: Auch in diesen Risikogruppen blieb die kardiovaskuläre Mortalität auf einem „sehr niedrigen Niveau“, so die Studienautoren; die höchste Rate betrug 0,76 pro 1000 Personenjahre bei den Patienten mit Diabetes. Die Ergebnisse haben wichtige praktische Implikationen, wie Blaha und seine Kollegen darlegen: Sie bestätigen die geltenden europäischen und amerikanischen Lipidleitlinien, „die in den letzten Jahren zunehmend ,the power of zero‘ anerkannt haben“: Bei asymptomatischen Patienten, die ein niedriges bis mittleres kardiovaskuläres Risiko haben und daher mögliche Kandidaten für eine Statintherapie sind, kann laut Leitlinien „ein Kalk-Score von 0 als Risikomodifikator angesehen werden“ und damit, so Blaha et al., den Ausschlag „für flexiblere Ziele in der Primärprävention“ geben. Individuen mit einem CAC-Score von 0 hatten insgesamt eine geringe Mortalität. Vor allem Menschen, bei denen anhaltend kein Koronarkalk nachweisbar ist, können daher als „healthy agers“ angesehen werden, die weitgehend resilient sind gegen Atherosklerose, aber auch weitere Pathomechanismen. Eine minimale Kalzifizierung mit einem CAC 1–10 ist bei älteren Menschen nicht relevant, „zeigt bei 35- bis 45-Jährigen aber ein deutlich gesteigertes Risiko an“. In dieser Altersgruppe könnten daher bei jeglichem Nachweis von Koronarkalk „frühe und aggressive“ Lebensstil- und sogar pharmakologische Maßnahmen sinnvoll sein, so die US-Mediziner. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt sich ein Kalk-Score (CAC) von 0 langfristig auf die Mortalität aus? Antwort: Asymptomatische Patienten mittleren Alters mit CAC = 0 haben über zwölf Jahre hinweg durchgängig niedrige kardiovaskuläre, Krebs- und Gesamtsterberaten. Bedeutung: Wegen der insgesamt sehr günstigen Prognose können bei dieser Patientengruppe flexiblere Ziele für die kardiovaskuläre Primärprävention erwogen werden. Einschränkung: Zu Behandlungen, die nach dem Kalk-Scoring eingeleitet wurden, lagen keine Angaben vor.

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