Dieses Editorial möchte ich (H.-C. Diener) mit einem Fallbeispiel beginnen: Im Sommer 2021 erhielt ich mitten in der Nacht einen Anruf. Ein neurologischer Kollege war nachts auf dem Gang ins Bad kollabiert und von seiner Ehefrau komatös aufgefunden worden. Unter dem Verdacht eines Schlaganfalls wurde er vom Notarzt sofort in die nächstgelegene Klinik gebracht. Die Untersuchung dort zeigte ein Locked-in-Syndrom. Die CT-Angiografie zeigte einen Verschluss der Arteria basilaris. Die Frage der Ehefrau, ob bei ihrem Mann jetzt sofort eine Thrombektomie durchgeführt werden sollte, wurde vom diensthabenden Neurologen dahingehend beantwortet, dass gerade zwei randomisierte Studien aus China keinen Nutzen der Thrombektomie gezeigt hätten und er deshalb den diensthabenden Neuroradiologen nicht in die Klinik rufen wolle. Ich riet der Ehefrau am Telefon, mit juristischen Konsequenzen zu drohen und eine Thrombektomie ultimativ zu fordern. Diese wurde dann auch erfolgreich durchgeführt und unser Kollege hat sich in der Zwischenzeit bis auf eine leichte Gangataxie und Dysarthrie vollständig erholt.
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