Zusammenfassung
Neurochirurgische Patienten tragen ein hohes Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen (TBVT) und Lungenembolien (LE): Die Inzidenz klinisch manifester TBVT ohne medikamentöse Prophylaxe beträgt 4,3 %, die subklinischer TBVT 19−50 %. Lungenembolien treten bei 1,5–5 % mit einer Mortalität von 9−50 % auf. Das höchste Risiko mit einer Inzidenz von bis zu 50 % besteht bei Patienten mit hirneigenen Tumoren und nach ischämischem Schlaganfall. Dieser hohen Inzidenz von thromboembolischen Ereignissen bei Neurointensivpatienten stehen die fatalen Konsequenzen einer intrakraniellen oder intraspinalen Blutungskomplikation gegenüber. Die wissenschaftliche Evidenz reicht in der Frage der Thromboembolieprophylaxe von neurochirurgischen Patienten nicht aus, um individuell zu einer Entscheidung zu gelangen. Hier sind dann oft Fingerspitzengefühl und Erfahrung gefragt. Dieses Buchkapitel stellt konkrete und praktikable Empfehlungen für den Klinikalltag vor. Sie sollten als diskutable Vorschläge betrachtet werden und beruhen nicht nur auf wissenschaftlichen Daten, sondern auch auf persönlicher Erfahrung.