Anamnese
Befund bei Erstvorstellung
Weitere Diagnostik
Wie lautet Ihre Diagnose?
Diskussion
Patient/in | Symptome | Befund | Therapie | Verlauf |
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42 Jahre alt, männlich, VE: Z. n. zwei vorangegangenen tiefen Venenthrombosen und einer Hemikolektomie bei Kolonkarzinom [2] | Schmerzen und Sehstörungen auf dem linken Auge nach dem Aufwachen drei Tage nach Absetzen der Warfarin-Therapie | Visus: LA:Nnulla Lux IOD: 55 mmHg LA: relatives afferentes Pupillendefizit, diffuse hämorrhagische Chemosis, 3 mm Proptosis links und Ophthalmoplegie | Notfallmäßige Kanthotomie mit Kantholyse links Systemisch: Acetazolamid oral, Heparin i.v., Methylprednisolon 250 mg i.v. alle 6 Stunden Topisch: Timolol 0,5 %, Latanoprost, Dorzolamid | Postop. IOD-Senkung auf 25 mmHg Ein Jahr später: Nnulla Lux, Optikusatrophie (Rückbildung der Proptosis und Ophthalmoplegie) |
58 Jahre alt, weiblich, VE: Sichelzellanämie, arterielle Hypertonie [2] | Schmerzen in der rechten Augenhöhle und Diplopie nach dem Aufwachen | Visus: OD 20/25 IOD: normwertig 4 mm Proptosis rechts mit leichten Supraduktions- und Adduktionsdefiziten | Orale Warfarin-Behandlung | Zwei Wochen später: Visus rechts 20/20 bei voller Beweglichkeit und Auflösung der Proptosis |
77 Jahre alt, männlich, VE: HHT, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Hypercholesterinämie, Nikotinabusus [2] | Schmerzhaftes rechtes Auge, verschwommene Sicht und Diplopie nach dem Aufwachen | Visus OD: 20/25 IOD: normwertig Pupillenreaktion: unauffällig. Die Exophthalmometrie ergab eine Proptosis von 3 mm rechts. Leicht eingeschränkte Beweglichkeit in allen Positionen | Keine (eine Antikoagulation wurde aufgrund des erhöhten Risikos von systemischen Blutungen im Zusammenhang mit der HHT nicht eingeleitet) | Proptosis und Diplopie bildeten sich innerhalb von 5 Wochen spontan zurück |
23 Jahre alt, männlich (Transgender), Vorgeschichte: intramuskuläre Testosteroninjektionen (50 mg/ml wöchentlich in den letzten 8 Monaten) im Rahmen einer geschlechtsangleichenden Hormontherapie. VE: SLE, supraventrikuläre Tachykardie, bilaterale avaskuläre Nekrose der Hüfte und Knie, Hypothyreose, Asthma bronchiale [12] | Schmerzhaftes Auge und verschwommene Sicht rechts seit zwei Tagen (unter intramuskulären Testosteroninjektionen, Mycophenolat-Mofetil bei SLE und Hochdosis-Prednisolon-Einnahme aufgrund eines Hautausschlags drei Wochen zuvor) | Visus OD: 20/30 IOD: normwertig Pupillenreaktion: unauffällig Orthotropie im alternierenden Cover-Test. Die Exophthalmometrie ergab eine Proptosis von 2 mm rechts. Fundoskopisch keine Auffälligkeiten | Heparinperfusor. Absetzen der intramuskulären Testosteroninjektionen. Der Patient wurde auf Enoxaparin und dann auf Warfarin umgestellt | Verbesserung der Beschwerdesymptomatik unter der Antikoagulation Versterben 1,5 Monate nach Entlassung aufgrund eines Herzstillstandes unklarer Genese (keine Autopsie durchgeführt) |
Fazit für die Praxis
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Zur Abgrenzung anderer Entitäten wie beispielsweise einer arteriovenösen Malformation kann eine orbitale Duplexsonographie oder eine digitale Subtraktionsangiographie erfolgen.
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Eine Spontanthrombose der V. ophthalmica ist selten und sollte bei plötzlichem einseitigem Auftreten in Betracht gezogen werden.
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Relevante systemische Begleiterkrankungen sollten ausgeschlossen und eine genaue Anamnese sollte erhoben werden, da eine Unterscheidung in septische und aseptische Genese entscheidend für das weitere Procedere ist.
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Ein universelles Behandlungsprotokoll liegt bislang nicht vor. Bei inzidentellem Auftreten ist eine antikoagulative Therapie wirksam und die Prognose günstig.