Erschienen in:
05.06.2018 | Leitthema
Todesursachenstatistik und ICD, quo vadis?
verfasst von:
Dr. rer. biol. hum. Olaf Eckert, Ulrich Vogel
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 7/2018
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Zusammenfassung
Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) stellt den weltweit verbindlichen Standard zur Erstellung der Todesursachenstatistik dar.
Fragestellungen: Welche Effekte haben bisherige Revisionen der ICD auf die Todesursachenstatistik und welche Chancen und Herausforderungen zeichnen sich beim möglichen Übergang von der ICD-10 zur ICD-11 ab?
Es wird die Ausschöpfung der ICD-9 und ICD-10 durch die deutsche Todesursachenstatistik sowie die Dokumentationsqualität berechnet. Verwendet werden die Ergebnisse der amtlichen Todesursachenstatistik und 67.000 Todesbescheinigungen, die mit dem Kodiersystem Iris/MUSE verarbeitet werden.
Neben einer deutlichen Veränderung des Ausschöpfungsgrades beim Übergang von ICD-9 nach ICD-10 werden regionale Effekte sichtbar. Der Anteil schlecht beschriebener unikausaler Todesursachen liegt bei über 10 %.
Trotz umfangreicher Verbesserungen der ICD-Revisionen gibt es seit Jahren bekannte Defizite bei der Festlegung der Todesursachen, der Ausstellung der Todesbescheinigung und bei der Qualität der Signierung. Um das Potenzial der ICD in Deutschland besser auszuschöpfen, erscheinen folgende Maßnahmen prioritär: 1. vollumfängliche Nutzung von Iris/MUSE, 2. Etablierung einer multikausalen Todesursachenstatistik, 3. Einführung einer elektronischen Todesbescheinigung, 4 Verbesserung der ärztlichen Todesursachenerfassung.
Mit der in Kürze von der WHO bereitgestellten 11. Revision der ICD eröffnen sich zusätzliche Perspektiven für die Weiterentwicklung der Todesursachenstatistik in Wissenschaft, Public Health und Politik. Ein abgestimmtes Vorgehen unter Einbeziehung von Prozessbeteiligten und Nutzergruppen ist erforderlich, um den damit verbundenen Herausforderungen gerecht zu werden.