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Erschienen in: Rechtsmedizin 5/2018

14.05.2018 | Intoxikationen | Originalien

Tödliche Methamphetaminvergiftungen durch Bodystuffing

verfasst von: Dr. U. Schmidt, J. Seibt, U. Flössel, J. Pietsch, C. Erfurt, A. Engel

Erschienen in: Rechtsmedizin | Ausgabe 5/2018

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Zusammenfassung

Hintergrund

Weltweit ist Methamphetamin (MA) die am häufigsten konsumierte stimulierende Droge aus der Gruppe der Stimulanzien vom Amphetamintyp. Auch in Europa ist ein zunehmender MA-Konsum zu beobachten. Die Zahl der Sicherstellungen von kristallinem MA (Crystal) erreichte 2014 in der BRD mit 3905 Fällen einen Höhepunkt; die Gesamtmenge lag bei 74 kg. Seitdem ist bundesweit ein leichter Rückgang bei den Sicherstellungsmengen von Crystal zu verzeichnen (2015: 66,9 kg; 2016: 62,2 kg). Allein in Sachsen wurden 2016 insgesamt 14,3 kg Crystal beschlagnahmt (23 % der Gesamtmenge). Die Lage des Freistaats Sachsen an der deutsch-tschechischen Grenze begünstigt die illegale Einfuhr von Crystal.

Methodik

In einer retrospektiven Analyse wurden alle Sektionsprotokolle des Instituts für Rechtsmedizin Dresden aus den Jahren 2009–2017 (Stand 30.04.2017) hinsichtlich tödlicher MA-Intoxikationen gesichtet und die relevanten Fälle auf Hinweise für ein Bodypacking bzw. Bodystuffing ausgewertet.

Ergebnisse

Bei den im Zeitraum Januar 2009–April 2017 insgesamt 3178 durchgeführten Sektionen wurde in 15 Fällen (13 Erwachsene, 2 Neugeborene) eine MA-Intoxikation als Todesursache attestiert. Bei den Erwachsenen handelte es sich um 9 Männer und 4 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 29 Jahren (±5,89 Jahre). In 3 dieser Fälle wurde im Verdauungstrakt der Verstorbenen verpacktes MA festgestellt. Die Geschädigten wiesen in diesen Fällen letale MA-Konzentrationen im Blut zwischen 6 und 12,48 µg/ml auf. In einem Fall bestand zusätzlich eine Tetrahydrocannabinol(THC)-Beeinflussung (1,5 ng/ml).

Diskussion

Bodypacking und Bodypushing bezeichnen das absichtliche Verschlucken oder Verstecken sorgfältig verpackter illegaler Drogen zum Transport in Magen-Darm-Trakt, Rektum oder Vagina. Bodystuffer verschlucken die illegalen Drogen plötzlich und ungeplant, um z. B. bei einer Polizeikontrolle die Feststellung der Drogen zu verhindern. Die Gefahr einer Intoxikation ist durch die meist unzureichende Verpackung erheblich höher. Eine besondere Form ist das „parachuting“, bei dem die Substanz (z. B. MA) in einer zuvor vorsätzlich beschädigten Verpackung verschluckt wird, um eine langsame kontinuierliche Abgabe in den Darm und damit eine länger anhaltende Wirkung zu erreichen. In 3 der genannten 15 Fälle wurde verpacktes MA im Verdauungstrakt aufgefunden. Die Gefahr der Intoxikation nach einer Polizeikontrolle bzw. Gewahrsamsnahme sollte Klinikern und Polizeibeamtem bekannt sein. Das Auftreten unspezifischer Hinweiszeichen einer MA-Intoxikation bedarf unbedingt einer weiteren medizinischen Abklärung.
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Metadaten
Titel
Tödliche Methamphetaminvergiftungen durch Bodystuffing
verfasst von
Dr. U. Schmidt
J. Seibt
U. Flössel
J. Pietsch
C. Erfurt
A. Engel
Publikationsdatum
14.05.2018
Verlag
Springer Medizin
Schlagwörter
Intoxikationen
Autopsie
Erschienen in
Rechtsmedizin / Ausgabe 5/2018
Print ISSN: 0937-9819
Elektronische ISSN: 1434-5196
DOI
https://doi.org/10.1007/s00194-018-0251-9

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