PRP gegen Schmerz und Blutungen nach Tonsillektomie?

Plättchenreichem Plasma (PRP) werden analgetische und regenerationsfördernde Effekte zugeschrieben. Die lassen sich möglicherweise auch in der Tonsillenchirurgie nutzen: In einer Metaanalyse reduzierte PRP postoperative Schmerzen und Blutungen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Plättchenreiches Plasma (PRP), das durch eine zweistufige Zentrifugation aus Eigenblut gewonnen wird, findet derzeit vor allem in der Orthopädie und der Dermatologie in verschiedenen Indikationen Verwendung. Die beschriebenen Wirkungen, die von Schmerzstillung über Entzündungshemmung bis zur Förderung von Wundheilung und Zellregeneration reichen, machen PRP aber auch für die Tonsillenchirurgie interessant. In mehreren randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) wurde der Einfluss einer topischen PRP-Therapie auf die häufigsten Komplikationen der Tonsillektomie – postoperative Schmerzen und Blutungen – untersucht. Die RCTs waren allerdings allesamt klein und kamen zudem zu unterschiedlichen Ergebnissen. Ein internationales Team von Medizinern und Medizinerinnen hat die Studien daher jetzt in einer Metaanalyse gebündelt – mit durchweg positivem Ergebnis. Weniger Schmerzen in der Frühphase Sieben RCTs fanden Eingang in die Analyse, insgesamt waren 392 Patienten und Patientinnen beteiligt, darunter 197 mit PRP-Behandlung: Bei ihnen war PRP nach der Tonsillektomie als Spray oder per Injektion in das Tonsillenbett oder die Fossa tonsillaris appliziert worden. Das Risiko eines Bias wurde für eine Studie als hoch und bei vier Studien als gering beurteilt. Postoperative Schmerzen waren mit verschiedenen jeweils zehnstufigen Skalen beurteilt worden, sie fielen mit einer standardisierten mittleren Differenz von –1,38 in der PRP-Gruppe statistisch signifikant und klinisch relevant schwächer aus als in der Kontrollgruppe (p < 0,001). Allerdings bestand eine erhebliche Heterogenität zwischen den einzelnen Studien. Die Schmerzlinderung war außerdem nur in der Frühphase, vom Op.-Tag bis zum Tag 3, signifikant; an den Tagen 5 und 7 waren die Schmerzen vergleichbar stark wie ohne PRP. Primäre und sekundäre Blutungen seltener Der Einfluss auf Nachblutungen war in sechs Studien untersucht worden. Auch hier ergab sich ein eindeutiger Unterschied zugunsten der PRP: Das Risiko für Hämorrhagien war um 84% geringer als in der Kontrollgruppe (p = 0,001). Dieser Vorteil machte sich bei primären (innerhalb von 24 Stunden nach dem Eingriff) und bei sekundären Blutungen in ähnlichem Ausmaß bemerkbar. Die Datenlage bezüglich Hämorrhagien war homogen. Standards für PRP fehlen Trotz der positiven Ergebnisse für die PRP rät die Studiengruppe um Ebraheem Albazee vom Kuwait Institute for Medical Specializations zur „Vorsicht bei der Interpretation“. Außer mit der geringen Patientenzahl, der teilweise heterogenen Datenlage und dem Biasrisiko begründen die Ärzte und Ärztinnen das vor allem mit der fehlenden Standardisierung von Herstellung und Konzentration des PRP. Letztere könnte auch eine Erklärung für die teilweise widersprüchlichen Studienergebnisse zur Schmerzlinderung darstellen. Außerdem könnten, obwohl PRP-Applikationen „weitgehend sicher“ seien, als potenzielle Nebenwirkungen Infektionen, Schmerzen an der Injektionsstelle, Gewebeschäden und Blutungen auftreten. Um die Evidenz pro PRP aus der aktuellen Metaanalyse auf sicheren Grund zu stellen, seien daher große und gut kontrollierte RCTs erforderlich. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt sich die Applikation von PRP auf Schmerzen und Blutungen nach Tonsillektomie aus? Antwort: PRP bewirkt eine signifikante Reduktion von postoperativen Schmerzen und Blutungen. Einschränkung: Metaanalyse von sieben randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt nur 392 Teilnehmenden; drei Studien mit Biasrisiko; PRP-Herstellung nicht standardisiert.

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