Post-Op.-Anämie: Sieben Empfehlungen für das Patient Blood Management

Eine internationale Gruppe von Ärzten hat erstmals ein Konsensusstatement mit Empfehlungen zur Diagnose und Therapie der Anämie und des Eisenmangels nach großen Operationen veröffentlicht, die sich leicht in die Praxis umsetzen lassen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Expertengruppe um den Transfusionsmediziner Professor Manuel Muñoz von der Universität von Málaga in Spanien hat auf Basis eines Workshops Empfehlungen formuliert – zugeschnitten auf die Situation nach einem umfangreichen chirurgischen Eingriff –, die bisherige Konzepte des Anämiemanagements (Patient Blood Management, patientenorientiertes Blutmanagement) ergänzen sollen, wie sie etwa in Form von Resolutionen der Weltgesundheitsorganisation (z. B. WHA63.12) vorliegen. Einziger deutscher Experte in dem Team aus 19 Spezialisten ist Professor Patrick Meybohm vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main, einer der beiden Leiter der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie. Meybohm ist dort Bereichsleiter Patient Blood Management. Die wichtigsten sieben Empfehlungen: 1. Im Konsensusreport haben die Experten sieben Empfehlungen für die beste klinische Praxis bei postoperativer Anämie nach großen chirurgischen Eingriffen formuliert. Demnach müssen alle Patienten mit größeren Operationen, bei denen der Blutverlust über 500 ml beträgt oder länger als zwei Stunden anhält, nach dem Eingriff auf Anämie untersucht werden. Das gilt auch für Patienten, bei denen präoperativ eine Anämie bekannt war oder die während der Operation einen moderaten bis schweren Blutverlust haben. 2. Nach einem unkomplizierten größeren chirurgischen Eingriff sollte die Hb-Konzentration überwacht werden, und zwar täglich oder zumindest bis zum dritten postoperativen Tag. Als Anämie ist in dem Konsensus wie üblich definiert ein Hb-Wert < 13 g/dl bei Männern und < 12 g/dl bei Frauen. 3. Auch den Eisenmangel sollte man den Empfehlungen zufolge im Blick haben, und zwar definiert als Ferritinkonzentration < 100 µg/l und als Transferrin-Sättigung < 20% oder als Retikulozyten-Hämoglobin < 28 pg. Auch ein großer Blutverlust während der Op. könne bei Patienten mit Anämie Anlass für eine Eisentherapie sein, so das Statement. 4. Wenn in der postoperativen Phase eine Eisentherapie erforderlich ist, wird eine frühzeitige intravenöse Behandlung empfohlen, wenn möglich einmalig hochdosiert, um die Eisenspeicher wieder zu füllen. 5. Eine zusätzliche Behandlung mit Erythropoese-stimulierenden Arzneimitteln (ESA) wird dem Konsensus zufolge nur bei Patienten empfohlen, die eine ausgeprägte postoperative Anämie und eine durch Entzündungsprozesse ausgelöste verringerte Erythropoese haben oder eine Transfusion ablehnen. Dies gilt nur für nicht an Krebs Erkrankte. 6. Sollte schließlich das angewendete Patient Blood Management eine schwere postoperative Anämie nicht verhindern können, empfehlen die Experten, den Hb-Schwellenwert für eine Transfusion restriktiver zu handhaben und bei erwachsenen, klinisch stabilen und stationär behandelten Patienten auf einen Wert zwischen 7 und 8 g/dl zu legen. 7. Allen Kliniken wird empfohlen, eine Expertengruppe für Patient Blood Management zu etablieren. Die Expertengruppe weist darauf hin, dass weitere Studien zur postoperativen Anämie erforderlich sind, in denen Hb-Wert und Eisenparameter kontinuierlich im Zusammenhang mit der Erholung der Patienten kontrolliert werden. Außerdem fehlten weitere Daten und klinische Studien, in denen der Effekt unterschiedlicher Strategien gegen Anämien auf die Erholung der Patienten und die Lebensqualität geklärt wird, etwa die intravenöse versus orale Applikation von Eisenpräparaten oder die Erythrozytentransfusion. Dabei sollten auch interventionelle Endpunkte in den Fokus genommen werden, etwa die Verringung oder die Vermeidung von Erythrozytentransfusionen. Nicht zuletzt müssen jene Patientengruppen identifiziert werden, die von den jeweiligen Strategien am besten profitieren. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Empfehlungen für das Patientenmanagement bei postoperativer Anämie lassen sich leicht in die Praxis umsetzen? Antwort: Ein Expertenteam hat einen Konsensusreport mit sieben Kernempfehlungen veröffentlicht, die sich leicht im klinischen Alltag anwenden lassen. Bedeutung: Die Konsensusteilnehmer empfehlen, an jeder Klinik eine Expertengruppe für Patient Blood Management einzurichten. Einschränkung: Es handelt sich um ein Konsensusstatement, nicht um eine Leitlinie.

Springer Medizin

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