Erschienen in:
01.02.2014 | Leitthema
Transkutane Vagusnervstimulation
verfasst von:
Prof. Dr. H. Stefan
Erschienen in:
Clinical Epileptology
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Ausgabe 1/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Zwischen 20 und 40 % der Epilepsiepatienten weisen eine Pharmakoresistenz auf, und eine große Anzahl von Patienten unter Antiepileptikatherapie erleidet Nebenwirkungen, einschließlich kognitiver Störungen oder Depression. Ergänzend zur resektiven Epilepsiechirurgie kann bei diesen Patienten die transkutane Vagusnervstimulation (t-VNS) eingesetzt werden.
Ziel der Arbeit
Im Vordergrund der vorgestellten Untersuchung stand die Überprüfung der Sicherheit, Verträglichkeit und Praktikabilität der t-VNS bei Epilepsiepatienten.
Material und Methode
Für die „proof of concept trial“ wurden 10 Patienten mit pharmakoresistenten Epilepsien (8 fokale und 2 generalisierte Epilepsie) rekrutiert. Zur Aufnahme in die Studie war eine minimale Anfallsfrequenz von 4 Anfällen/Monat erforderlich. Die Medikamentendosis wurde in der Baseline und der gesamten Behandlungsphase konstant gehalten. Stimuliert wurde der aurikuläre Ast des Vagusnervs („auricular branch of the vagus nerve“, ABVN) des linken Ohrs. Die Stimulationspulse waren biphasisch, mit einer Frequenz von 10/s und einer Pulsweite von 300 μs. Nach einem initialen Training wurde die Stimulation morgens, mittags und abends für jeweils 1 h über eine Verlaufszeit von 9 Monaten durchgeführt. Als Verlaufsparameter dienten die subjektiv angegebene Anfallsfrequenz, 4-mal durchgeführte, einwöchige kontinuierliche Video-EEG-Langzeitableitungen sowie die Erfassung kognitiver and affektiver Funktionsänderungen.
Ergebnisse
Den gesamten Behandlungszeitraum von 9 Monaten absolvierten 7 Patienten. Davon zeigten 5 eine Reduktion der Anfallsfrequenz im Verlauf der 9-monatigen Behandlungsperiode; eine Zunahme der Anfälle gaben 2 Patienten an. Bei 2 Patienten betrug die Reduktion der Anfallsfrequenz 45 bzw. 48 % im Vergleich zwischen Baseline und Behandlungsende. Bei weiteren 2 Patienten ergaben sich Widersprüche zwischen den subjektiven Angaben zur Anfallsfrequenz und den objektiv quantifizierten Anfallsfrequenzen im Video-EEG. Bei einem Patienten reduzierte sich die interiktale epileptische EEG-Aktivität im Verlauf von 9 Monaten kontinuierlich.
Schlussfolgerung
Die transkutane VNS stellt ein Verfahren dar, das toleriert gut wird und für Langzeitbehandlungen praktikabel ist.